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TSH Unterdrückung – Risiko?

Anonym
Inaktiv

TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 244939

Hallo,

mir ist immer noch nicht klar, ob der unterdrückte TSH ein Risiko darstellt oder ob das Risiko von fT3 und fT4 Werten über der Norm kommt. Weiss jemand etwas dazu oder wie kann ich das herausfinden???

Viele Grüße

Alexa

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317335

Hallo Alexa,

werde doch mal versuchen eine grobe Antwort zu geben.

Gemein hin geht man davon aus, dass nur das so genannte aktive Schilddrüsenhormon fT3 im Körper wirksam ist und ein Risiko darstellt, wenn zu viel davon im Blut ist.

Das ist jedoch eine sehr verkürzte, vereinfachte und falsche Vorstellung.

Alle drei Hormone (TSH, fT3 und fT4) haben Auswirkungen auf den Körper, wenn sie zu wenig bzw. zu viel im Körper vorhanden sind.

Bei einem gesunden Menschen stimuliert das TSH, die Schilddrüse Schilddrüsenhormone freizusetzen. Dies ist die Hauptfunktion des TSH und daher hat es auch seinen Namen: Thyroidea stimulierendes Hormon

Außerdem geht man davon aus, dass ein zu hoher TSH-Wert die Schilddrüsenzellen anregt zu wachsen, und zur Krofpbildung führt.
In der Krebsnachsorge wird daher auch ein möglichst geringer TSH-Wert empfohlen, um eventuell übrig gebliebene Schilddrüsenkrebszellen nicht anzuregen zu wachsen (siehe
TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs).

Das TSH wird von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ausgeschüttet. Sind im Blut ausreichend bzw. zu viel fT3- und fT4-Hormone dann ist der TSH-Wert entsprechend niedrig. (In der Schwangerschaft kommt es zu einem Anstieg von hCG, das gleichfalls die Schilddrüse anregt, Schilddrüsenhormone auszuschütten, dadurch sind auch ausreichend Schilddrüsenhormone im Blut und der TSH-Wert fällt. Eine niedriger TSH-Wert einer Schwangeren darf man also nicht als Schilddrüsenüberfunktion interpretieren, siehe Antwort auf: FAQ: Schwangerschaft richtig planen )

Die Hauptfunktion des TSH ist zwar die Schilddrüse anzuregen, dass Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden, das ist jedoch nicht einzige Funktion.
Weitere Funktion des TSH sind:

  • Dejodase = die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in das aktive T3 im Körper
    Es gibt jedoch noch eine Reihe anderer Dejodasen wie z.B. Selen (siehe FAQ: Zusätzliche Selen-Substitution?)
  • TSH hat auch eine direkte Wirkung auf den Knochenstoffwechsel.
    Hier hat Graham R. Williams (London, UK) Informationen zur Rolle von
    Schilddrüsenhormonen beim Knochenmetabolismus zusammengefasst und provozierende Befunde über eine mögliche direkte Wirkung von TSH auf die Knochen vorgestellt.
    siehe dazu auch die Studien zum Einsatz von Thyrogen(=rhTSH=Thyreotropin) bei der Osteoporose:
    Hormoninjektionen können Knochen stärken.Thyreotropin könnte Waffe gegen Osteoporose darstellen.
    Tagesspiegel 12.3.08

Am einfachsten und billigsten ist der TSH-Wert zu bestimmen, viele Untersuchungen zu Risiken einer Schilddrüsenüber- bzw. -unterfunktion benutzen daher den TSH-Wert als Hilfsparameter.
Diese Studien sind jedoch unzureichend, und müssen durch genauere Untersuchungen, die die beiden anderen Schilddrüsenwerte mit einbeziehen, ergänzt werden.

Wie schon geschrieben ist vor allem ein zu hoher fT3-Wert mit Risiken verbunden. fT3 wirkt direkt auf den Herzmuskel und ist hier für die Herz-Kreislaufrisiken mitverantwortlich (am deutlichsten spürbar durch Herzrasen und innere Unruhe, aber auch wenn man dieses Symptome nicht spürt gibt es hier Risiken).

Zu den Herz-Kreislaufrisiken siehe auch die Kontroverse der Ärzte um den TSH-Grenzwerte:
siehe Neue Obergrenze für TSH-Wert für Menschen mit Schilddrüse

Im Ärzteblatt erschien dazu 2006 ein Artikel, wo sich führende Schilddrüsenspezialisten gegen eine Behandlung der subklinischen Hypothyreose wenden, weil das Risiko eine Hormon-Substitution für das Herz-Kreislauf-System höher ist als die Nicht-Behandlung.

Brabant, Georg; Kahaly, Georg J.; Schicha, Harald; Reiners, Christoph
Milde Formen der Schilddrüsenfehlfunktion: Ursachen, Diagnostik, Vorgehen
Subclinical hyperthyroidism
in Dtsch Arztebl 2006; 103(31–32): A 2110–15.

Langezeit wurde auch ein hoher fT3-Wert im Blut für Osteoporose verantwortlich gemacht. In Griechenland auf dem ETA-Kongress 2008 wurde jedoch eine Studie vorgestellt, das diese These(Behauptung) zu wiederlegen scheint.
Entscheidend für den Knochenstoffwechsel ist der fT3-Wert im Knochen und nicht im Blut. Gemessen wurde jedoch immer nur der fT3-Wert im Blut. In den Knochen kommt das Schilddrüsenhormon nur als fT4 und wird erst im Knochen dann in fT3 umgewandelt.
Nach dieser Studie (genauere Daten zur Studie muss ich noch nachliefern) ist eher ein zu hoher fT4-Wert im Blut für Osteoporose verantwortlich.

Hohe fT4-Werte werden auch für ein stärkeres Appetitgefühl verantwortlich gemacht,
siehe FAQ: Gewicht und Schilddrüsenhormone

Du sieht ALexa, so einfach ist die Frage nicht zu beantworten, und darum ist die TSH-Unterdrückung und Risikoabwägung genau mit dem Arzt (Endokrinologe oder Nuklearmediziner) zu besprechen.

siehe TSH-Unterdrückung nach Schilddrüsenkrebs

Viele Grüße
Harald

Anonym
Inaktiv

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317336

Hallo Harald,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort!

Mir ist aufgefallen, dass seit dem ich T3 nehme, mein Körper weniger T3 produziert. Das müsste also an dem fehlenden TSH liegen. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann könnte Selen hierbei helfen?

Die Frage ist ja, wie kann ich trotz T3 Einnahme etwas TSH hinbekommen, denn ohne T3 geht es mir nur mies.

Die ganze Materie ist ja sehr komplex, es gibt soviele Wechselwirkungen und immer wieder stossen wir auf Grenzen im Wissen um diese Dinge. Da gilt es doch individuell den besten Weg zu finden.

Vielen Dank!

Alexa

Karin Susanne
pap.+ f. SDCa pt1m N0 Mx

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317337

Hallo Harald,

ich war im September 2013 in Jülich zur Kontrolluntersuchung und man hat mir aufgrund der Blutwerte mitgeteilt, ich soll von 150 L Thyroxin jetzt umsteigen und im Wechsel 150/125 L Thyroxin nehmen.
Hier sind meine Blutwerte
TG 0,3 ng
ft3 2,93 pg/ml
ft4 1,71 ng/dl
TSH basal 0,01
Der gewünschte TSH Basalwert liegt bei 0,5 mU/l.

Ich habe große Bedenken, dieser Empfehlung zu folgen. Zwar schwitze ich zur Zeit öfter, aber dieses belästigt mich nicht sehr und ansonsten fühlte ich mich gut mit der Dosis von 150 L Thyroxin.
Habe Angst, daß ich schlafende Hunde wecke und möchte nicht rumexperementieren. Habe die Leitlinien gelesen und selbst Ärzte sind ja im Zweifel.
Ich finde es auch ziemlich unpraktisch, L Thyroxin im Wechsel zu nehmen. Man vertut sich da sicher schnell und ich müßte mir umständlicherweise ein Pillendosierung zulegen. Mehr aber habe ich Angst vor einer Neuerkrankung.
Was soll ich nur machen ?
Kann ich mir da zurückhalten und die alte Dosis weiternehmen ?

Viele Grüße
Karin

Maria2
Moderator
pap. Karzinom pT3 tall-cell-Variante

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317338

Hallo Karin,

inzwischen ist man zum Schluss gekommen, dass auch ein ständig niedriger TSH Risiken birgt. Im Endeffekt ist es also eine Abwägung, welches Risiko höher ist: Das eine, ein Rezidiv zu bekommen, oder das andere, nämlich die Gefahren für Herz, Kreislauf, Knochen usw., die es mit sich bringt, wenn man den TSH dauerhaft so niedrig hält.
Und da geht inzwischen, wie gesagt, die Sicht eher dahin, wenn der Krebs weg ist und man kein hohes Risiko für ein Rezidiv hat, den TSH lieber höher gehen zu lassen, um die (nicht zu verachtenden) Risiken für den restlichen Körper zu senken.

Ist dein Tg seit 2004 nicht mehr nachweisbar und der Krebs seitdem wohl weg?

Ob du senkst, musst letztendlich du in Absprache mit deinem behandelnden Arzt entscheiden.
Zwei Dinge fallen mir auf: Dein sehr niedriger TSH von 0,01 und deine Altersgruppe (60+). Da glaube ich, würde ich an deiner Stelle die Dosis zumindest mal vorsichtig reduzieren, weil Osteoporose auch nicht gerade gut ist – wenn du nicht gleich auf 137 gehen willst, könntest du ja vielleicht für den Anfang zweimal in der Woche 125 statt 150 nehmen, dann dürftest du den Unterschied zumindest nicht stark merken (wenn überhaupt).

Das mit der Wechseldosis hab ich auch schon gemacht, ich hab einfach die beiden Schachteln aufeinander gelegt, und die, die als nächstes dran war, lag oben drauf.
Es gibt von zwei Herstellern auch die Zwischendosis 137, allerdings gibt`s zur Zeit Lieferschwierigkeiten gerade auch bei diesen Zwischendosierungen, so dass die momentan evtl. gar nicht erhältlich sind.

So, das ist jetzt viel Text von mir, ich hoffe, irgendwas davon hilft dir ein wenig weiter.

Viele Grüße von
Maria

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AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317339

Hallo Karin,

inhaltlich kann ich Maria in allem zustimmen.

Was die Wechseldosis anbelangt, habe ich seinerzeit keine Wechselschachteln benutzt und auch nicht einen um den anderen Tag gewechselt, sondern bezogen auf die Woche feste Tage eingerichtet, damit ich nicht durcheinander gerate.

Ein Beispiel:
– Montag, Mittwoch und Freitag gab es die eine Dosis
(Merkhilfe: das sind alles Tage ohne den Buchstaben „s“ im Namen)
– Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, Sonntag gab es die andere Dosis
(hier haben alle Tage ein „s“ drin :wink:)

Eine andere Regelung bei mir bestand mal darin, nur am Wochenende eine andere Dosis zu nehmen und kurze Zeit habe ich auch mal einfach meine Sonntagstablette halbieren sollen.

Probleme hatte ich mit keiner Regelung.

Letzteres wünsche ich auch Dir.
Viele Grüße von Alba

P.S. Mein TSH-Wert ist jetzt meist irgendwo zwischen 0,3 und 0,6 und dürfte durchaus bis 1 klettern.

Brita
Sd-Krebs,papillär.2002

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317340

Hallo Alba,

deine Eselsbrücke mit den „s“ im Wort, um sich die wechselnde Dosierung besser merken zu können, hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Für mich wäre das weit schwieriger zu merken. Ob das mit dem Beruf zusammenhängt ? (Sprache), und ich als Grafikerin merke mir Farben besser, also heute gelb, morgen rot, immer abwechselnd.

Liebe Grüsse von

Brita :)

Karin Susanne
pap.+ f. SDCa pt1m N0 Mx

Antwort auf: TSH Unterdrückung – Risiko?

| Beitrags-ID: 317341

Hallööle,

vielen lieben Dank für Eure Antwort.
Ich glaube, dann werde ich mich mal darauf einlassen und reduzieren.
Mein TG Wert war 0,3, wenn 0,0 wäre noch besser. Aber ich will zufrieden sein.

Der Tipp mit der Dosierung ist nett, wäre ich nicht drauf gekommen.

Also, nochmals vielen Dank
und liebe Grüße
Karin

Anonym
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