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Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 256139

Hallo zusammen,
ich schreibe zum ersten Mal in diesem Forum und möchte euch meinen Fall vorstellen:
Am 14.4.2016 wurde ich wegen zwei suspekter Knoten in beiden Schilddrüsenlappen an der Schilddrüse operiert. Aufgrund einer während der Operation auftretenden Recurrensparese rechts wurde die Operation nur halbseitig rechts durchgeführt, obwohl sich der Knoten im Schnellschnitt als bösartig herausgestellt hat.
Es handelte sich um ein 0,8 cm großes papilläres SD-Karzinom follikuläre Variante (pT1 a), welches mit dem Lappen komplett entfernt wurde.
In dem linken verbleibenden Schilddrüsenlappen befindet sich noch ein unklarer kleiner Knoten mit einem Durchmesser von ca. 0,5 mm.
Aufgrund des Befundes empfehlen die Chirurgen in dem behandelnden Krankenhaus eine Komplettierungsoperation nach Erholung des Stimmbandnervs, der lt. Aussagen des Operateurs „geärgert“ wurde. Er konnte es sich nicht erklären, wieso es zu einem Ausfall gekommen ist, evtl. aufgrund des Drucks und der Belastung unter der OP, da ich aufgrund der Hashimoto-Erkrankung eine sehr kleine Schilddrüse habe. Von einer Durchtrennung des Nervs hat er nicht gesprochen.
Der HNO – Arzt hat eine Recurrensparese festgestellt mit Excavation. Meine Stimme ist sehr heiser und kraftlos. Zurzeit befinde ich mich in logopädischer Behandlung; bisher sind nur Mini-Fortschritte zu erkennen.
Drei Wochen nach der OP wurde eine Ganzkörperszintigraphie (Jod 123) durchgeführt mit einem unauffälligen Befund. Die Nuklearmedizinerin, bei der ich wegen der Knoten und Hashimoto schon seit Jahren in Behandlung bin, vertritt die Meinung, dass aufgrund der geringen Größe des verbleibenden Knotens bei regelmäßiger Kontrolle durchaus auf eine Zweitoperation verzichtet werden kann, selbst bei Erholung des Stimmbandnervs.
Um für den Fall einer Zweitoperation eine Alternative zu haben, war ich am 12. Mai 2016 in der Uniklinik Düsseldorf vorstellig. Nach Besprechung in der Tumorkonferenz erhielt ich innerhalb von zwei Tagen folgende sich widersprechende, telefonische Auskünfte:
1) Zurzeit keine OP, sondern in 6 Monaten zur Verlaufskontrolle wieder vorstellen
2) Nach Einschaltung eines Professors der Chirurgie trotz Stimmbandlähmung sofort operieren, aufgrund seiner Aussage: „ Die Wahrscheinlichkeit, dass der verbleibende Knoten bösartig ist, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass es unter der OP zu einer weiteren Stimmbandlähmung kommt“.
Jetzt bin ich völlig verunsichert, da ich Angst habe, dass unter der OP dann beide Stimmbänder gelähmt sind, und erbitte und erhoffe mir von den Forumsmitgliedern Ratschläge, Tipps oder Erfahrungsberichte.
Konkret habe ich folgende Fragen:
– Ist eurer Meinung nach eine Zweitoperation bei meinem Befund überhaupt notwendig? Nach dem was ich gelesen habe, ist es bei einem Knoten in der Größe von 0,5 mm, selbst wenn er bösartig ist, nicht zwingend erforderlich?

– Hat jemand von euch Erfahrungen mit der Regeneration eines Stimmbandnervs? Wie sind die Chancen? Ist das ein schleichender Prozess, d. h. kehrt die Stimme nach und nach zurück, oder wenn dann schlagartig? Hat jemand Erfahrungen mit dem Vocastim-Gerät? Ich überlege, ob ich versuche das Gerät über die Krankenkasse zu bekommen oder notfalls privat zu finanzieren.
– Hat jemand von euch Erfahrungen mit der Logopädie bei einer Excavation der Stimmlippe? Bleibt die Excavation bestehen (der Logopäde meint, dass die Stimmlippe schlaff ist und sich deswegen „ausbeult“) oder kann da eine muskuläre Veränderung auftreten?

Viele Grüße

Carmeluna
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Antwort auf: Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 371929

Hallo Carmeluna,

zunächst mal die Frage: handelt es sich bei dem 2. Knoten tatsächlich um einen 0,5mm großen oder sind es vielleicht doch 0,5cm?
Im ersten Fall wäre für mich die Empfehlung zur OP auch sehr fragwürdig. Im zweiten Fall wäre es schon eher eine Abwägungsfrage, bei der ich aber auch eher zum Abwarten und Beobachten tendieren würde, insbesondere dann, wenn auch Du selbst Dir das vorstellen könntest, was ja der Fall zu sein scheint. Bei einem „normalen“ papillären Karzinom besteht in der Regel auch kein Grund zur Eile, da das ziemlich langsam wächst.

Bei der Meinungsbildung würde ich auch eher an der Empfehlung eines Nuklearmediziniers orientieren als an der eines Chirurgen zumal mir die Empfehlung einer Komplettierungs-OP ausgerechnet nach ca. 1,5 Monaten nicht einsichtig ist. Wenn man aus Gründen einer vermutet passageren Stimmbandlähmung nicht sofort komplettieren kann (spätestens 3-4 Tage nach der Erst-OP), wird i.a. empfohlen mindestens 3 Monate oder länger abzuwarten, bis bei fortgeschrittener Heilung der inneren Wunde das OP-Gebiet wieder übersichtlicher geworden und damit das Risiko für Komplikationen gesunken ist. Bei fortbestehender einseitiger Stimmbandlähmung sofort zu operieren halte ich für nicht angebracht, wenn es nicht dringende Hinweise auf ein schnelles Wachstum bzw. besondere Agressivität gibt, was ich aus den von Dir gemachten Angaben nicht entnehmen kann. Mir sind allerdings natürlich auch nicht die gesamten Befunde bekannt, und ich bin auch kein Arzt.[/i]

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Antwort auf: Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 371930

Hallo Carmeluna,

ich kann mich der obigen Meinung nur anschließen und empfehle dir bzgl. des bestehenden Knotens im linken SD-Lappen eine Biopsie machen zu lassen.
Mein Knoten, der vom Radiologen als suspekt angesehen wurde, war 4mm groß. Er hat eine Biopsie gemacht und war hierbei sehr bemüht, dem Pathologen ausreichend signifikantes Material zur Verfügung zu stellen. Die Histologie zeigte dann, das es zu 97-99% Krebs war (Bethesda VI).
Mir wurde der rechte Schilddrüsenlappen und der Isthmus entfernt. Hätte die Histologie nach der OP eine Komplettierungs OP erfordert, hätte ich 3 Monate warten müssen.

LG und gute Besserung 🍀
Anja

Antwort auf: Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 371931

Hallo,
danke für die schnellen Antworten.
Ich habe mich in der Größenangabe vertan, der noch verbleibende Knoten im linken Schilddrüsenlappen ist ca. 0,5 cm groß.
Der Zeitraum der Zweitoperation ist – glaube ich – nicht so relevant, da an der linken Seite noch nicht operiert wurde. Angeblich ist das Risiko z. B. einer Stimmbandnervverletzung nicht größer als bei der Erstoperation.
Ich werde jetzt den nächsten Termin bei der Nuklearmedizinerin im Juni abwarten und mich nochmal mit ihr besprechen. Der noch vorhandene Knoten wurde im Jahre 2008 festgestellt (wahrscheinlich hatte ich ihn da schon länger) und hat sich bisher nicht verändert. Daher hoffe ich, dass ich mir mit der Entscheidung für oder gegen eine Operation Zeit lassen kann.
Viele Grüße
Carmeluna

Antwort auf: Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 371932

Hallo,

doch, der zeitraum ist relevant, da das gesamte OP-Gebiet durch die Heilungsprozesse unübersichtlicher wird. Kompletierungs-OPs sind in aller Regel OPs der zweiten bei der Erst-OP eben noch nicht operierten Seite.
Es gibt da durchaus konkrete Empfehlungen und es ist auch in Studien gezeigt worden, dass der beste zeitpunkt hinsichtlich Komplikationsrisiko entweder innerhlab von 3 Tagen nach Erst-Op oder aber eben nach wenigstens 3 Monaten ist.

FAQ: Komplettierungsoperation und Lymphknotendissektion
Bester Zeitpunkt für die Komplettierungsoperation (Glockzin).

Viele Grüße
Karl

Ich muß mit der Gewohnheit brechen, ehe sie mich gebrochen hat.
G.C.Lichtenberg

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Antwort auf: Zweit – OP bei papillärem Karzinom? Recurrensparese

| Beitrags-ID: 371933

Hallo zusammen,

nachdem ich mich lange nicht gemeldet habe, möchte ich meinen Bericht vervollständigen, da sich in der Zwischenzeit einige positive Entwicklungen ergeben haben.

Der letzte Stand Ende Mai war, dass ich aufgrund einer Stimmbandlähmung rechts und aufgrund des noch vorhandenen Knotens links sehr verunsichert war, zumal mir ja seitens der Chirurgie an der Uniklinik Düsseldorf eine sofortige Operation empfohlen wurde.

Mitte Juni verbesserte sich meine Stimme von einem Tag auf den anderen schlagartig. Ich konnte wieder lauter sprechen, auch wenn noch eine Restheiserkeit vorhanden war und die Stimme noch nicht wieder so belastbar war wie vor der Stimmbandlähmung.

Ein Kontrollbesuch beim HNO – Arzt ergab dann die paradoxe Situation, dass die Stimme zwar wieder da war, die Stimmbandlähmung aber nach wie vor bestand. Lt. HNO – Arzt war die Excavation der gelähmten Stimmlippe geringer worden und es wurde ein guter Zusammenschluss der Stimmlippen und damit eine bessere Stimme erreicht.
Jetzt war mir zumindest die Sorge, ob meine Stimme wiederkehrt, genommen, es bestand aber immer noch die Angst vor einer evtl. Zweitoperation mit einer bestehenden Stimmbandlähmung.

Ende August hatte ich dann einen Termin bei einem Mitarbeiter von Professor Ptok an der Uniklinik Hannover. Professor Ptok hatte eine Studie mit dem Vocastim-Reizstromgerät durchgeführt und meine Überlegung war, dass mir dieses Gerät vielleicht gegen die Lähmung helfen könnte.
Bei der Untersuchung stellte sich dann – zu meiner großen Erleichterung – heraus, dass das rechte Stimmband nur noch eine leichte Minderbeweglichkeit aufweist, so dass eine Reizstromtherapie nicht mehr unbedingt notwendig war.

Bei dem letzten Termin im Oktober bei meiner behandelnden Nuklearmedizinerin haben wir das Thema Zweitoperation wieder besprochen, da sich der Stimmbandnerv ja weitestgehend erholt hat. Sie empfiehlt aber weiterhin – solange sich der Knoten nicht verändert -keine Operation sondern eine ca. halbjährige Kontrolle des Knotens.
Mit dieser Vorgehensweise komme ich zurzeit gut zurecht und ich bin sehr dankbar für die Entwicklung, die „mein Fall“ im letzten halben Jahr genommen hat.
Viele Grüße,

Carmeluna

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