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Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 236712

Hallo,
also gestern war ich doch reichlich überrascht.
Den Werbe-Spot des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa) zu Brustkrebs kannte ich ja schon, der zu Schilddrüsenkrebs allerdings noch nicht.
In diesem Spot mit Titel Ohne Schilddrüse leben berichtet die Sängerin Marnie M. Müller von ihrer Schilddrüsenkrebserkrankung mit 19, und dass sie heute ohne die Schilddrüsenhormone nicht mehr leben kann.
(Interview zur Kampagne: „Cool, dass es diese Medikamente gibt“)

Auf der Seite Perspektiven zu Schilddrüsenkrebs wird dann auf Thalidomid (Contergan) eingegangen (mir ist keine deutsche Forschungs-Studie zu Schilddrüsenkrebs hierzu bekannt) und auf „gentechnisch hergestellten TSH“ (fett gedruckt im Original, hier soll wohl gentechnisch hervorgehoben werden; Genzyme, die Thyrogen herstellen, sind meines Wissens aber nicht in diesem Verband)

Was mich an diesem Spot ärgert, ist, dass für den wenig und entdifferenzierten Schilddrüsenkrebs nämlich kaum Forschung von der Pharmaindustrie betrieben wird, weil es sich nämlich kaum rechnet (Hermann u.a. von den wenig Differenzierten können da ein Lied davon singen), aber gleichzeitig machen sie Werbung mit der erfolgreichen Therapie des differenzierten Schilddrüsenkrebs, die auf Forschungen beruht, die schon ein paar Jahrzehnten alt ist.

Werde mal einen Brief an den Verband schreiben und um Aufklärung bitten, was denn augenblicklich für Schilddrüsenkrebspatienten geforscht wird.

Viele Grüße
Harald

Update 9.9.08:

Hier der Link zum Brief an den VFA (28. Oktober 2005)

Link zur Diskussion im Unter-Forum Kosten-Erstattung: Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln
und im Forum Verein : 15. VFA-Round-Table mit Patienten-Selbsthilfegruppen

meerblau
Pap. SD-Ca, follikuläre Variante

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274014

Hallo Harald,

ich habe den Spot auch gesehen. Auf der einen Seite finde ich es ganz gut, dass die Schilddrüse als doch sehr unbekanntes Organ mal zum Thema gemacht wird (sagen wir mal, zumindest erwähnt wird).

Andererseits denke ich aber auch, dass sie nicht übermäßig stolz darauf sein können, da es SD-Hormone ja nun wirklich schon Ewigkeiten gibt!!!

Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie zu den wenigen wirklich überlebensnotwendigen Medikamenten gehören, die (richtig eingestellt) eigentlich keine Nebenwirkungen haben…

Worum geht es denn in dem Brustkrebs-Spot? Um neue teuere Medikamente?

Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis deiner Anfrage!

Viele Grüße aus dem sonnigen Hannover
Esther

PS: Ich habe mich auch gefragt, warum sie ihre Narbe hinter dem hohen T-Shirtrand versteckt. Habe den Spot aber auch nur am Rande gesehen und werde beim nächsten Mal genauer hinsehen und hören.

AlbaLeitungsteam SHG Magdeburg pap. SD-Ca., foll. Variante, pT2, 2002

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274013

Hallo,
wo läuft denn der Spot? Im Fernsehen während der normalen Werbung?
Ich hab bislang weder den Brustkrebs- noch den SD-Krebs-Spot gesehen, was aber daran liegen kann, daß mein Mann bei Reklame sofort umschaltet.
LG von Alba

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274012

Hallo,
also er läuft im Fernsehen, und ich habe ihn nicht gesehen, sondern nur gehört, weil ich in der Werbepause pinkeln war (Gestern während der ARD-Sprotschau; Fussball-Bundesliga). :?

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274015

Hallo,

also ein Ziel der Kampagne ist sicherlich auch Aufmerksamkeit auf Krankheiten zu lenken, die mit Hilfe der modernen Pharmaindustrie heute erfolgreich therapiert werden können.

Das eigentlich Ziel der Kampagne ist jedoch die Gesundheitspolitik und die anstehenden Koalitionsverhandlungen.
Derzeit ist es so, dass bei Patent geschützten Medikamenten die Pharmaindustrie den Preis recht willkürlich festlegen kann.
Die Kosten für Medikamente nehmen jedoch in den letzten Jahren immer einen noch höheren Anteil in den Gesundheitskosten ein. Mit für diesen Anstieg werden u.a. die sogenannten Schein-Innovationen gemacht. Dies Schein-Innovationen sind eigentlich gar kein neues Medikament, sondern schon ein langes auf dem Markt befindliches Medikament, bei dem nur z.B. eine Trägersubstanz verändert wurde.
Die Pharmafirmen können dann für diese Medikamente wieder ein Patent beantragen und legen den Preis dann wieder willkürlich fest.
Wobei dies auch nicht mehr ganz willkürlich erfolgen kann, da die so genannten Nachahmer-Medikamente (Generika) ja nun auch billiger auf dem Markt sind.
Über Pharmareferenten versuchen jedoch die Pharmafirmen auf die Ärzte Einfluss zu nehmen, dass sie die teuren ‚besseren‘ Medikamente verschreiben. Hier gab es erst in den letzten Tagen wieder Meldungen, wo die Ärzte von Gesundheitsministerin Schmidt aufgefordert wurden, nicht so viel für Arzneimittel auszugeben.

Schon bei der letzten Gesundheitsreform in 2004 gab es daher auch den Plan von den GesundheitspolitikerInnen, dass diese Preisregelung für patentgeschützte Medikamente nur noch für wirkliche Innovationen wie z.B. Thyrogen gelten soll.
Auf Druck der Pharmaindustrie hat unser scheidende Bundeskanzler Schröder diese Regelung dann wieder gekippt.
In den nun anstehenden Koalitionsverhandlungen wird dieser Plan sicherlich wieder auf der Agenda sein und die Pharmaindustrie ist hier schon wieder in den Startlöchern.

Viele Grüße
Harald

kasey
medulläres SD-Carcinom, C-Zellcarcinom

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274016

Hallo Harald,

ich hab mal diesen Beitrag hier mal ganz frech auf www.c-zell-karzinom-online.de verlinkt, finde ich hochinteressant, hoffe ich durfte das!

Ich hab mich ehrlich gesagt am Samstag in Heidelberg fürchterlich über die Pharmaindustrie geärgert, eben auch aus dem Grund weil wir medulläre zu „unrentabel“ in der Forschung sind.
Wobei wir dann ja mehr oder weniger in den Topf zu den Karzinoiden gesteckt werden, was ja am Beispiel des DOTATOC ab und zu sogar klappt aber leider eben nicht überwiegend.

Meine Frage:

Was kann ich als „kleiner Patient“ tun um evtl. etwas bei diesen Konzernen zu erreichen in der Forschung?
Wohin könnte ich evtl. Protestbriefe hinsenden und auf diese Misstände hinweisen?

Wahrscheinlich kann ich gar nichts tun, den ich denke dann hättest Du, Harald, es schon längst getan.

Liebe Grüsse
die konsternierte
Lydia

"Es ist nicht nötig sein Leben zu ändern, es ist nur nötig anders zu denken...." ,aus "Hypnose und Krebs" von Gerhard R. Susen
www.c-zell-karzinom-online.de

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274017

Hallo Lydia,

klar ihr Medullären gehört auch dazu, wo die Pharmaindustrie nicht besonders viel macht (habe nur selber nicht so den Überblick beim Medullären).

Also ich schreibe erstmal ein Brief an den Verband, um Bitte um Aufzählung, wo sich die Pharmaindustrie bei uns besonders engagiert. Weiteres dann erstmal abwarten.

Was kann man machen:

Der Verein Ohne Schilddrüse leben e.V. hat so z.B. die Mitgliedschaft in der ACHSE (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen) beantragt. Die ACHSE will sich dafür einsetzen, dass auch mehr über seltene Krankheiten geforscht wird. (Dieser Bundesverband ist noch sehr jung, ob er diese Erwartungen erfüllen kann?)

Das Problem ist nämlich sehr grundsätzlich wie in einer Gesellschaft Forschung finanziert wird:

  • privat (Pharmaunternehmen)
  • gesellschaftliche Gruppierungen/Engegemant (z.B. Stiftungen)
  • über die Staatsfinanzen (Hochschulen, Forschungsinstitute).

(Wobei hier oft auch eine Misch-Finazierung aus allen dreien stattfindet)

Man kann eigentlich den Pharmaunternehmen kein Vorwurf machen, dass sie bei nicht profitablen Krankheiten keine Forschung machen. Die forschende Pharmaindustrie (also nicht die Nachahmer) muss hier zum Teil hohe Risiken eingehen, wenn z.B ein potentielles Krebsmedikament in den Studien nicht die erwarteten Erfolge zeigt, fallen sofort die Aktienkurse wie zuletzt bei Schering.

Nun ist halt die Frage, ob die Forschung vor allem ‚privat‘ finanziert wird über Schein-Innovationen, was die forschende Pharmaindustrie sicherlich zum Teil auch tut, aber zum anderen Teil benutzt sie Schein-Innovationen eben auch nur dazu ihre Gewinne zu maximieren. Oder ob der Staat stärker direkt Forschung finanziert.
Über die staatliche Forschung sollte man sich allerdings auch keinen Illusionen hingeben. So wie derzeit Forschung diskutiert wird, als Garant für wirtschaftliche Stärke und Arbeitsplätze, dürfte für seltene Krankheiten auch hier nicht viel übrigbleiben.

Ich bin mal sehr gespannt auf die Koalitionsverhandlungen und die Große Koalition, die ich mit großer Skepsis betrachte, weil wir gerade in der Gesundheitsrefom in den letzten Jahren ja schon eine Große Koalition hatten, mit so unsinnigen Beschlüssen wie der 1% Zuzahlungsregelung für chronisch Kranke, welche armen Leuten ein paar Euro mehr aus der Tasche nimmt und damit vor allem Arbeitsplätze in der Verwaltung schafft (0,5% für mehr Gesundheit, statt 1 % für mehr Bürokratie ).

Im Berliner Tagesspiegel war diesen Sonntag ein Interview von Horst Seehofer: „An manches denke ich nur mit roten Ohren“ CSU-Vize Horst Seehofer über die große Koalition, halbgare Kompromisse – und das Positive des Vergessens (Tagesspiegel 16.10.05). In diesem Interview erläutert Seehofer, dass eine Große Koalition anders arbeiten kann. Dies sei „etwas ganz anderes als Kompromisse, die nach Mitternacht im Vermittlungsausschuss zusammengezimmert werden.

Naja, also mal abwarten, was die Großkopfeten da aushecken. In einer ersten Vereinbarung wurde ja schon beschlossen, dass für Bildung und Forschung mehr ausgegeben werden soll.

Etwas erreichen für seltenen Krankheiten wird man letzlich nur, wenn man die Öffentlichkeit für ein Problem sensibilisiert.

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274018

Mir fällt dazu eine Frage ein:
Gehören eigentlich die schlecht differenzierten und medullären SD-Karzinome zu den seltenen Krankheiten? Es gibt angeblich ein eigenes Budget für Pharmaforschung für seltene Erkrankungen.

Grüße Charly

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274019

Hallo,

die Seite fand ich heute im Internet http://www.die-forschenden-pharma-unternehmen.de/krankheitsbilder/schilddruese/ , paßt vielleicht zu diesem Thread.

Gruß
Birgitt

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274020

Hallo Birgitt,

diese Seite und anderer bereits ganz oben verlinkte Seiten gehören zu diesem Werbe-Spot.
Auf meinen Brief an den Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA), was denn aktuell in nennenswerter Weise für den wenig differenzierten und medullären Schilddrüsenkrebs von Mitgliedern des Verbandes erforscht wird, habe ich übrigens noch immer keine Antwort erhalten.

Viele Grüße
Harald

Antwort auf: Werbe-Spot: Ohne Schilddrüse leben

| Beitrags-ID: 274021

Hallo,

auf mein obiges Schreiben an den Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) habe ich ja keine Antwort erhalten.

Gestern hat sich der Verband auf einer Pressekonferenz (vfa), dafür ausgesprochen, dass die Preisgestaltung von Medikamenten freier möglich sein soll und dass Forschungsförderung auf bestimmte Indikationsfelder beschränkt werden soll. (Tagesspiegel 9.3.2006)

Begründet wurde diese Forderung mit dem Argument dann würden mehr Arbeitsplätze in der Pharmaindustrie entstehen.

Ich spar mir mal heute jeden weiteren Kommentar hierzu.

Viele Grüße
Harald

Anonym
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