FAQ: Qualität von Studien? Datenbanken zu medizinischen Artikeln und Studien.
(Update 01.08.2023)
Hallo,
viele Krebskranke und Angehörige möchten sich gerne selbst einen Überblick über medizinische Studien machen.
Es gibt dabei zwei Probleme:
Im Internet wird man zudem vielfach mit Behauptungen von schulmedizinischen, komplementären und alternativen und Therapien und Studien konfrontiert, deren Bedeutung und Wahrheitsgehalt schwer einzuschätzen ist.
siehe auch FAQ-Hilfe:Wie finde ich seriöse Gesundheits-Informationen?
Wie lassen sich diese Behauptungen/Studien einschätzen?
Qualität von Studien?
Health Technology Assessment (HTA)ist eine Methodik zur systematischen und transparenten Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien unter medizinischen, ökonomischen, juristischen, sozialen und ethischen Aspekten mit dem Ziel, die dazu gehörigen Entscheidungsprozesse zu unterstützen.
(Schulenburg, Die Bewertung von innovativen Technologien – HTA bei Medizinprodukten. Eine methodische Einschätzung. Vortrag 13.9.07; Download 16.6.08)
Die Geschichte der HTA ist mit der neuen evidenzbasierten Medizin (EBM) eng verbunden (siehe FAQ-Hilfe: Evidenzbasierte Medizin (EBM) – Was sind patientenrelevante Endpunkte?) Es geht dabei darum Entscheidungen in der Medizin, aufgrund von Studien zu treffen, die die Wirksamkeit einer Therapie/Diagnose zum Wohle des Patienten nachgewiesen haben.
Die erste HTA- Agentur entstand 1982 in Australien, und es folgten weitere u.a. Anfang der 90er Jahre in Großbritannien.
Es gibt mittlerweile eine Reihe von Instituten, die unabhängig versuchen die Qualität von Studien zu überprüfen und entsprechende HTA-Berichte zu verfassen.
In Deutschland ist es das Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Institut gehört in den Geschäftsbereich des Bundesministerium für Gesundheit)
und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) welches über die gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird (also nicht ganz unabhängig ist).
Das IQWiG hat den Auftrag für den Gemeinsamen Bundesausschuss neue Therapien und Diagnose-Methoden bezüglich des Nutzen für den Patienten und der Kosteneffizenz zu überprüfen (§35b (1) und §135 Abs.1 SGB V)
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Die Auflistung von Artikeln in seriösen Datenbanken wie PubMed soll zu dem ein Garant sein, dass es sich um keinen Raubverlag handelt. Über die Qualität einer Studie sagt die Auflistung in PubMed allerdings auch nichts, siehe unten.
OpenAccess Publikationen (unsicher ob wirkliches Peer-Review stattfindet):
Das National Center of Biotechnology Information (NVBI) bietet eine umfangreiche Datenbank zu medizischen Publikationen an:
PubMed
Eine wichtige Datenbank zu laufenden medizinischen Studien ist:
ClinicalTrials.gov
Betreiber sind das U.S. National Institutes of Health (NIH) und die Food and Drug Administration (FDA).
In ClinicalTrials.gov werden klinische Studien gespeichert, von Ihrer Planung, Rekrutierung (Recruiting) bis zu Ihrem Ende (Completed).
Über ClinicalTrials.gov kann man auch sehen, in welchen Ländern diese Studie durchgeführt wird.
Zur besseren Kontrolle von Studien wird gefordert, dass alle Studien in solchen Datenbanken gespeichert werden, weil in der Vergangenheit oft Studien mit negativem Ergebnis, von der Pharmaindustrie still und heimlich zurückgezogen wurden (Withdrawn).
(siehe auch Thema: Register für medizinische Studien gefordert 19.7.2005)
Die International Federation of Pharmaceutical Manufacturers & Associations (= Internationaler Verband von Arzneimittelherstellern und Arzneimittelverbänden; IFPMA) hat auf diese Forderungen reagiert und stellt von sich aus seit 2005 einen Service im Auftrag seiner Mitgliedsfirmen und –verbände zur Verfügung.
Auf dem IPFMA Clinical Trials Portal ist es möglich nach umfassenden Informationen zu laufenden Studien (Register) bzw. zu Ergebnissen von abgeschlossenen Studien (Datenbank) zu suchen, die von der pharmazeutischen Industrie durchgeführt werden bzw. wurden.
Orphanet bietet eine Datenbank für Studien bei seltenen Erkrankungen an,
siehe FAQ Studien zu selten Erkrankungen (ORPHANET)
Das Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) bietet ferner einen Dienst an, mit dem in rund 70 Datenbanken zu Medizin, Arzneimitteln und Toxikologie recherchiert werden kann.
Buchempfehlungen
Für Ärzte gibt es einen kleinen Band, in dem kurz zusammengefasst wird, worauf sie achten müssen, wenn sie eine Studie lesen.
Konrad Wink: Wie liest und bewertet man eine klinische Studie?
(Amazon), als E-Book www.my-bookstore.net
Schattauer; Auflage: 1 (Dezember 2006)
Dieses kleine Büchlein ist vor allem für hausärztlich-praktizierende Mediziner geschrieben, um einen schnellen Überblick über die Auswahl von Publikationen, die Interpretation von Ergebnissen und biometrische Aspekten (Datenanalyse, Streumaße, Signifikantstest) zu bekommen.
Wer sich als Patient einen schnellen kurzen Überblick über die Vielzahl unterschiedlicher Studientypen und ihrer Interpretationen verschaffen will, dem sei dieses Büchlein auch empfohlen.
Als Patient kann man jedoch nicht ein Medizinstudium nachholen, um sich einen Überblick über die Vielzahl von Studien zu verschaffen und diese kritisch auch noch zu bewerten, man ist vielmehr auf Ratgeber, wie die obigen der Stiftung Warentest angewiesen, die für einen kritisch die Studien beurteilen.
Ein weitere Möglichkeit zur Orietierung für uns Patienten sind gute, auf Studien basierte Leitlinien.
Was ist eine Leitlinie?
Viele Grüße
Harald
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