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FAQ: Qualität von Studien? Datenbanken zu Studien

FAQ: Qualität von Studien? Datenbanken zu Studien

| Beitrags-ID: 243389

FAQ: Qualität von Studien? Datenbanken zu medizinischen Artikeln und Studien.
(Update 01.08.2023)

Hallo,

viele Krebskranke und Angehörige möchten sich gerne selbst einen Überblick über medizinische Studien machen.

Es gibt dabei zwei Probleme:

  1. Es gibt eine Vielzahl von Studien.
  2. Die Qualität einer Studie lässt sich als medizinischer Laie nur schwer beurteilen. Studie ist nicht gleich Studie. Hier haben sich in letzten Jahrzehnten gewisse Standards herausgebildet, welche eine Studie erfüllen muss, damit danach zu recht behauptet werden kann, dass wir Patienten durch eine Therapie einen Nutzen haben.

Im Internet wird man zudem vielfach mit Behauptungen von schulmedizinischen, komplementären und alternativen und Therapien und Studien konfrontiert, deren Bedeutung und Wahrheitsgehalt schwer einzuschätzen ist.
siehe auch FAQ-Hilfe:Wie finde ich seriöse Gesundheits-Informationen?

Gliederung dieses Beitrags:

Wie lassen sich diese Behauptungen/Studien einschätzen?

Qualität von Studien?

  • Leitlinien geben in spezifischen Situationen Antworten auf medizinische Fragestellungen (typisch sind Ablauf-Diagramme wie in der
    europäischen Leitlinie zum Schilddrüsenkrebs)Für uns Patienten sind Leitlinien sehr wichtig.
    Bei der Entwicklung von Leitlinien setzen sich mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtung (und auch Patientenvertreter) zusammen, und versuchen auf Grundlage von qualitativ guten Studien Empfehlungen für eine Behandlung zu erarbeiten. Die Qualität von Leitlinien ist dabei auch recht unterschiedlich.
    Mehr Infos, dazu gibt es über die FAQ-Hilfe:
    Was ist eine Leitlinie? Was ist eine Richtlinie?Wird eine Studie in einer Leitlinie aufgeführt, so ist dies schon mal ein wichtiges Kriterium für die Qualität und Bedeutung einer Studie.
  • HTA-Berichte

    Health Technology Assessment (HTA)ist eine Methodik zur systematischen und transparenten Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien unter medizinischen, ökonomischen, juristischen, sozialen und ethischen Aspekten mit dem Ziel, die dazu gehörigen Entscheidungsprozesse zu unterstützen.

    (Schulenburg, Die Bewertung von innovativen Technologien – HTA bei Medizinprodukten. Eine methodische Einschätzung. Vortrag 13.9.07; Download 16.6.08)

    Die Geschichte der HTA ist mit der neuen evidenzbasierten Medizin (EBM) eng verbunden (siehe FAQ-Hilfe: Evidenzbasierte Medizin (EBM) – Was sind patientenrelevante Endpunkte?) Es geht dabei darum Entscheidungen in der Medizin, aufgrund von Studien zu treffen, die die Wirksamkeit einer Therapie/Diagnose zum Wohle des Patienten nachgewiesen haben.

    Die erste HTA- Agentur entstand 1982 in Australien, und es folgten weitere u.a. Anfang der 90er Jahre in Großbritannien.

    Es gibt mittlerweile eine Reihe von Instituten, die unabhängig versuchen die Qualität von Studien zu überprüfen und entsprechende HTA-Berichte zu verfassen.

    In Deutschland ist es das Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Institut gehört in den Geschäftsbereich des Bundesministerium für Gesundheit)
    und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) welches über die gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird (also nicht ganz unabhängig ist).

    Das IQWiG hat den Auftrag für den Gemeinsamen Bundesausschuss neue Therapien und Diagnose-Methoden bezüglich des Nutzen für den Patienten und der Kosteneffizenz zu überprüfen (§35b (1) und §135 Abs.1 SGB V)
    zur Inhalts-Übersicht

  • PRISMA – Statement
    Überblicksarbeiten (Reviews) können auf untereschiedliche Weise erstellt werden und Qualität wiederspiegeln. Im Jahr 2009 entwickelte eine internationale Gruppe von erfahrene Autor*innen und Methodiker*inn: PRISMA.
    PRISMA ist die Abkürzung für Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses. Und ist eine Empfehlung von internationalen Autor*innen und Methodiker*innen für die Erstellung von qualitäts-gesicherten Überblicksarbeiten (rewiews) und Meta-Analysen.
    siehe: Liberati A, et.al. The PRISMA statement for reporting systematic reviews and meta-analyses of studies that evaluate healthcare interventions: explanation and elaboration. BMJ. 2009;339: b270; DOI: 10.1136/bmj.b2700
  • AMSTAR 2A MeaSurement Tool to Assess systematic Reviews – ist ein webbasiertes Tool zur Bewertung von Reviews mit Hilfe von 16 Fragen: https://amstar.ca
  • zur Inhalts-Übersicht
  • Die Cochrane Library erstellt systematische Übersichtsarbeiten zu einzelnen medizinischen Fragestellungen, die so genannten Cochrane Reviews.Hier der Link zum Deutschen Cochrane Zentrum.
    Über diesen Link findet man eine Reihe von Erklärungen zu neuen Methoden in der Medizin.
  • Zeitschriften – Impact Factor – Peer-Reviewed
    Ein weitere Möglichkeit die Qualität und Bedeutung einer Studie zu beurteilen, ist sich anzuschauen, in welcher Zeitschrift die Studie erschien und wie oft sie bereits von anderen zitiert wurde.Pharmaunternehmem und Hersteller von komplementären und alternativen Medikamenten nehme jedoch zum Teil über Werbeanzeigen Einfluss auf Zeitschriften. Auch gibt es regelrechte Zitierzirkel von Ärzten, so dass unter den hier aufgeführten Möglichkeiten, die Qualität und Bedeutung einer Studie zu beurteilen, zu den schwächsten Kriterien gehört.
    Es gibt allerdings Zeitschriften, die ein sehr hohes Renommee, ein sehr großes Ansehen in der medizinischen Fachöffentlichkeit haben. Diese setzen unabhängige, externe Gutachter ein, bevor ein Artikel in der Zeitschrift erscheint (Peer-Review). Dies ist ein sehr aufwendiges Verfahren. Wird das Peer-Review nur durch den Herausgeber gemacht, so handelt es sich nicht um ein echtes unabhängiges Peer-Review-Verfahren.
    siehe Peer-Revoewd Journals/ Zeitschriften – Liste auf EurekAlert!.Hier ein Liste von Zeitschriften, die für uns von Bedeutung sind:
    Wobei auch zu unterscheiden ist, ob die Studie im Original publiziert wurde, oder lediglich eine Zusammenfassung (Abstract) in einem Kongressband ist.
    Bei vorab Vorstellungen von Studienergebnissen als Abstract in Kongressausgaben findet kein Peer-Review statt. Die Qualität der dargestellten Daten und Ergebnisse unterliegen hier nur einer geringen Kontrolle.Internationale allgemeine Zeitschriften
  • Achtung Raubverlage (Predatory Publishing)Raubverlage sind Verlage, die Studien veröffentlichen, ohne sie einem ordentlichen Peer-Review-Verfahren zu unterziehen. Das bedeutet z.B. dass die Studien von Autoren „begutachtet“ werden, die keine Ahnung von der Materie haben.
    Nach einem Recherche-Verbund von des Magazin der Süddeutschen-Zeitung (SZ-Magazin Nr.90, 20. Juli 2018) und des NDR (siehe ARD: Fake Science – Die Lügenmacher -Mediathek bis 23.7.2019) und der Beall’s List of Predatory Journals and Publishers (gehören zu diesen Raubverlagen, u.a.
    • Omics – Zeitschriffen von Omics
      • Journal of Integrative Oncologie
      • Journal of Clinical and Experimental Endocrinology

    Die Auflistung von Artikeln in seriösen Datenbanken wie PubMed soll zu dem ein Garant sein, dass es sich um keinen Raubverlag handelt. Über die Qualität einer Studie sagt die Auflistung in PubMed allerdings auch nichts, siehe unten.

OpenAccess Publikationen (unsicher ob wirkliches Peer-Review stattfindet):

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Datenbanken zu Studien

Das National Center of Biotechnology Information (NVBI) bietet eine umfangreiche Datenbank zu medizischen Publikationen an:
PubMed

Eine wichtige Datenbank zu laufenden medizinischen Studien ist:
ClinicalTrials.gov
Betreiber sind das U.S. National Institutes of Health (NIH) und die Food and Drug Administration (FDA).

In ClinicalTrials.gov werden klinische Studien gespeichert, von Ihrer Planung, Rekrutierung (Recruiting) bis zu Ihrem Ende (Completed).

Über ClinicalTrials.gov kann man auch sehen, in welchen Ländern diese Studie durchgeführt wird.

Zur besseren Kontrolle von Studien wird gefordert, dass alle Studien in solchen Datenbanken gespeichert werden, weil in der Vergangenheit oft Studien mit negativem Ergebnis, von der Pharmaindustrie still und heimlich zurückgezogen wurden (Withdrawn).
(siehe auch Thema: Register für medizinische Studien gefordert 19.7.2005)

Die International Federation of Pharmaceutical Manufacturers & Associations (= Internationaler Verband von Arzneimittelherstellern und Arzneimittelverbänden; IFPMA) hat auf diese Forderungen reagiert und stellt von sich aus seit 2005 einen Service im Auftrag seiner Mitgliedsfirmen und –verbände zur Verfügung.

Auf dem IPFMA Clinical Trials Portal ist es möglich nach umfassenden Informationen zu laufenden Studien (Register) bzw. zu Ergebnissen von abgeschlossenen Studien (Datenbank) zu suchen, die von der pharmazeutischen Industrie durchgeführt werden bzw. wurden.

Orphanet bietet eine Datenbank für Studien bei seltenen Erkrankungen an,
siehe FAQ Studien zu selten Erkrankungen (ORPHANET)

Das Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) bietet ferner einen Dienst an, mit dem in rund 70 Datenbanken zu Medizin, Arzneimitteln und Toxikologie recherchiert werden kann.

Buchempfehlungen
Für Ärzte gibt es einen kleinen Band, in dem kurz zusammengefasst wird, worauf sie achten müssen, wenn sie eine Studie lesen.

Konrad Wink: Wie liest und bewertet man eine klinische Studie?
(Amazon), als E-Book www.my-bookstore.net

Schattauer; Auflage: 1 (Dezember 2006)

Dieses kleine Büchlein ist vor allem für hausärztlich-praktizierende Mediziner geschrieben, um einen schnellen Überblick über die Auswahl von Publikationen, die Interpretation von Ergebnissen und biometrische Aspekten (Datenanalyse, Streumaße, Signifikantstest) zu bekommen.
Wer sich als Patient einen schnellen kurzen Überblick über die Vielzahl unterschiedlicher Studientypen und ihrer Interpretationen verschaffen will, dem sei dieses Büchlein auch empfohlen.
Als Patient kann man jedoch nicht ein Medizinstudium nachholen, um sich einen Überblick über die Vielzahl von Studien zu verschaffen und diese kritisch auch noch zu bewerten, man ist vielmehr auf Ratgeber, wie die obigen der Stiftung Warentest angewiesen, die für einen kritisch die Studien beurteilen.
Ein weitere Möglichkeit zur Orietierung für uns Patienten sind gute, auf Studien basierte Leitlinien.
Was ist eine Leitlinie?

 

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Viele Grüße
Harald


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