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Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 248819

Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

Bericht vom Vortrag von Dr. Frederik Verburg (Würzburg) auf
unserem 11. Großen Herbsttreffen 2010 in Nürnberg

Alle Patienten mit der Diagnose Krebs stellen sich Fragen wie: Wie ist meine
Lebenserwartung? Werde ich an diesem Krebs sterben? Und wann?

Die Lebenserwartung von Patienten mit dem differenzierten Schilddrüsenkrebs (papillär und follikulär) gilt im Allgemeinen als überaus gut. Allerdings kann der Schilddrüsenkrebs auch nach mehreren Jahren, gar Jahrzehnten erneut auftreten (Rezidiv). Auch gibt es Betroffene unter uns, die an Schilddrüsenkrebs starben bzw. sterben werden.

Ärzte stehen daher vor der schwierigen Aufgabe, Schilddrüsenkrebspatienten mit einem erhöhten Rezidiv-Risiko zu identifizieren und möglichst gut zu therapieren. Auf der anderen Seite sollen Patienten mit geringerem Risiko nicht unnötig verängstigt und übertherapiert werden.

Im Ratgeber Schilddrüsenkrebs (2011) der Deutschen Krebshilfe wird z.B. für das papilläre Schilddrüsenkarzinom eine „Zehn-Jahres-Überlebensrate“ von 85-95 Prozent angegeben.

In der europäischen Leitlinie wird zwischen low-risk- und high-risk-Patienten anhand der Tumorgröße und dem Vorhandensein von Lymphknoten- bzw. Fernmetastasen unterschieden (siehe FAQ: Europäische Leitlinie zur Behandlung von SD-Krebs.).


Foto: (privat): Dr. F. Verburg

Schon im Jahr 2005 konnte Dr. Frederik Verburg durch eine Analyse des Utrechter Studienregisters zeigen, dass eine erfolgreich durchgeführte Ablation (kein Nachweis von Schilddrüsenrestgewebe und Metastasen sowie unauffälliger TG-Wert) sowohl für das Überleben, als auch für das Auftreten eines Rezidivs ein entscheidender Faktor ist.
In der Gruppe mit erfolgreicher Ablation trat nach 10 Jahren lediglich bei 13% ein Rezidiv auf, in der Gruppe ohne erfolgreiche Ablation trat hingegen bei 51% ein Rezidiv auf. Auch beim Überleben zeigte sich, dass nach 10 Jahren in der ersten Gruppe noch 93% lebten, gegenüber lediglich 73% in der zweiten Gruppe. Diese Daten wurden mit der so genannten Kaplan-Meier-Methode errechnet. Bei dieser statistischen Methode wird jedoch z.B. nicht berücksichtigt, dass ältere Menschen eine kürzere Lebenserwartung haben. Aggressivere und fortgeschrittene Schilddrüsenkarzinome treten jedoch häufiger in höherem Alter auf.
(siehe dazu auch: Studie Nach Ablation kein Unterschied zw. low-&high-risk
-Beitrag von Sönnchen scheine! aus 2009)

Verburg hat sich daher die Daten des Würzburger Studienregisters auch in Hinblick auf Alter und Geschlecht angeschaut und sie mit der Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung verglichen.
Verburg kommt nach der Analyse zu dem Schluss, dass nach einer erfolgreichen Ablation sehr selten Rezidive auftreten, und dass bei einer stadiengerechten Behandlung auch die Lebenserwartung der meisten Schilddrüsenkrebspatienten normal ist.
Lediglich bei Patienten mit Fernmetastasen, die zum Zeitpunkt der Erstdiagnose schon älter als 45 Jahre waren, ist die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt. Bei allen anderen ist die durchschnittliche Lebenserwartung selbst wenn Lympknoten- oder Fernmetastasen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose vorliegen, nahezu bzw. nur geringfügig eingeschränkt.

In einer weiteren Analyse aus dem Jahr 2010 konnte Verburg zusammen mit anderen Kollegen zu dem aufzeigen, dass Patienten, die mit der Erstdiagnose als high-risk eingestuft wurden, nach erfolgreicher Ablation das gleiche Risiko hatten an einem Rezidiv zu erkranken wie low-risk-Patienten (insgesamt 509 Patienten). Im Beobachtungszeitraum von bis zu 21 Jahren trat bei 96,6% der Patienten kein Rezidiv auf; alle Rezidive traten innerhalb 5 Jahren nach der Erstbehandlung auf. Lediglich 3 Patienten sind am Schilddrüsenkrebs verstorben. Mit diesen Zahlen ließen sich jedoch keine Unterschiede beim Überleben der beiden Gruppen feststellen. Die Forscher stellen aufgrund des geringen Risikos eines Rezidivs nach erfolgreicher Ablation daher die ursprüngliche Risikoeinteilung (Staging) in Frage.

Diese Ergebnisse sind vor allem für die Patienten beruhigend, die anfänglich als high-risk eingestuft wurden. Der Erfolg einer Ablation ist allerdings abhängig vom TG-Wert zum Zeitpunkt der Ablation und vom Vorhandensein von Lymphknoten- oder Fernmetastasen.

Links zu den englisch sprachigen Abstracts:

Dieser Beitrag ist auch in unserem gedruckten Newsletter: [www.sd-krebs.de – Offline] nicht gefunden (Nr. 6; Juni 2011)

Viele Grüße
Harald

urumchi
Nutzer*In
OP Juli 2009, papilläres SD-Ca pT1N1a(1/25)

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339790

Eine Sache würde mich noch interessieren: was genau heißt eigentlich „erfolgreiche Ablation“? In dem Beitrag auf „Nature.com“ ist ja die Rede von „negative thyroglobulin levels after stimulation by TSH.“ Vermutlich heißt das, auch in Unterfunktion bzw. nach Thyrogenspritzen darf gar kein TG nachweisbar sein, oder? Und wenn ja: da stand nicht dabei (oder ich habe nicht gesehen), was für eine Nachweisgrenze deren TG-Tests hatten?

Oder sind da diese Grenzwerte gemeint, die bei den TG-Tests (jedenfalls bei meinen) als pathologisch gelten, nämlich 0,5 bei Tabletteneinnahme und 2,0 in UF oder nach Thyrogenspritzen?
Grüße – Urumchi

Nachtrag: bei Springer-Link heißt es „509 were identified as successfully ablated based on both undetectable stimulated serum thyroglobulin in the absence of antithyroglobulin antibodies and (…)“ Das habe ich ja leider nicht. Unter TSH-Suppression schon „undetectable“, aber nach Thyrogenspritzen einmal 0,3 und einmal (anderes Labor) 0,46.

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339791

Hallo,

also bei dem Zitat aus dem Artikel von Verburg in „nature.com“ bezieht dieses sich ja selbst auf den Artikel von Tuttle, R. M. et al. Estimating risk of recurrence in differentiated thyroid cancer after total thyroidectomy and radioactive iodine remnant ablation: using response to therapy variables to modify the initial risk estimates predicted by the new american thyroid association staging system. Thyroid 20, 1341–1349 (2010).
(siehe Risikoanpassung nach Erfolgreicher Abaltion (Tuttle 2010))

Und dort wird die erfolgreiche Ablation definiert:

Als nicht erfolgreich gilt die Ablation, wenn innerhalb der ersten zwei Jahre in der Nachsorge

  • der TG unter Schilddrüsenhormonen größer 1ng/mL ist
    oder
  • der stimulierte TG größer 10 ng/mL ist
    oder
  • der TG-Wert steigend ist.
    oder
  • im Ultraschall, Szintigramm, … die Krankheit sichtbar ist.

Viele Grüße
Harald

urumchi
Nutzer*In
OP Juli 2009, papilläres SD-Ca pT1N1a(1/25)

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339792

oh, danke, das erleichtert mich jetzt doch. :D

jockel
pap. Schilddrüsenkarzinom T2N0M1pulmo

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339793

Hallo,
sehr interessante Studie. Vielen Dank für die Auswertung! Ich finde es toll, dass wir hier im Forum wirklich super über den aktuellen Erkenntnisstand informiert werden!

Für diejenigen, die sich genau zwischen per Definition erfolgreicher und nicht erfolgreicher Ablation befinden, lässt sich aus der Studie wohl nichts entnehmen, oder? Wenn der TG unter Stimulation zwischen 1 und 10, aber unter Suppression unter 1 ist, ist die Ablation dann als erfolgreich oder als nicht erfolgreich zu bezeichnen? weder noch?
Naja, wäre ja auch zu schön gewesen, so einfach ins „low risk“ zu schlüpfen…
Grüße,
Jockel

Sternenfrau
Ger.-Diff. SD-CA 11/19

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339794

Hallo Harald,
der Zeitpunkt der Messung des relevanten TG ist dann bei der RJD oder ist es schon der Wert bei der RJT?
Danke!
LG, Sternenfrau

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339795

Hallo ,



@Sternenfrau
:
weiß nicht genau auf was Du Dich beziehst.

@alle: Diese und andere Studien führten zu den neuen Risikogruppen nach OP und RIT: Resetbutton nach Operation und Radioiodtherapie (RIT).
Neue Risikogruppen nach erfolgter RIT und einer Nachbeobachtung von 2 Jahren

Viele Grüße
Harald

Sternenfrau
Ger.-Diff. SD-CA 11/19

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339796

Hallo Harald,
meine Frage bezog sich darauf, zu welchem Zeitpunkt der Behandlung bzw. Nachsorge die Einschätzung der Risikogruppe erfolgt.
Zum ersten Mal , wenn ich es recht verstehe, bei der Erstdiagnose und dann wieder nach zwei Jahren.
Korrekt?
Gruß, Sternenfrau

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339797

Hallo Harald,

folgendes Beispiel:
Wenn nach der Op bei der anschliessenden Rtj noch ein Rest sichtbar wäre oder eine metastase(wie bei mir) und dann aber 4 Wochen nach der rjt die metastase bereits zerstört wurde und auch kein tg mehr Nachweisbar ist – spricht man dann trotzdem noch von einer erfolgreichen ablation oder nicht? Bei der rjd 6 Monate danach war ebenfalls alles clean.

Vielen Dank

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339798

hallo Harald,

meine oben gestellte Frage konnte bislang noch nicht beantwortet werden. Ist diese vielleicht gar nicht beantwortbar? Könnte ich mir auch gut vorstellen 🙄 . Für den Fall dass die Frage einfach untergegangen ist – Die Info – falls es eine Antwort – drauf gibt würde mich sehr interessieren.

Vielen Dank und viele Grüße

David
pap. SD-Ca. pT3b N1b Mx L1

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339799

Hallo Pinkflower,

die RJT ist Teil der Ablation. Somit gilt die Ablation als erfolgreich, wenn nach den RJTs (können auch mehrere sein) in bildgebenden Verfahren kein Tumorgewebe und kein TG im Blut mehr nachweisbar ist.

Grüße
David

2 Nutzer*innen haben sich für diesen Beitrag bedankt.

Antwort auf: Studie: Erfolgreiche Ablation macht high-risk zu low-risk

| Beitrags-ID: 339800

Hallo,

in Ergänzung zu David.

Es gilt die Nachtbeobachtungszeit von 2 Jahren, also erst nach 2 Jahren Unauffälligkeit, siehe Resetbutton nach Operation und Radioiodtherapie (RIT).

Viele Grüße
Harald

1 Nutzer*in hat sich für diesen Beitrag bedankt.
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