⬆️Forenthema: Relative und absolute Risiken von Schilddrüsenerkrankungen
Diese Studie bezieht sich nur auf das differenzierte Schilddrüsenkarzinom.
Hallo,
bei dieser Auswertung des US-amerikanischen Krebsregisters (SEER-12) wurden die Daten von 51.854 low-risk Schilddrüsenkrebspatient*innen ausgewertet, die in den Jahren 1992 bis 2019 ihre Diagnose erhielten.
Es wurde geschaut, ob diese an Schilddrüsenkrebs bzw. einer anderen Krebserkrankung oder aus einem anderen Grund verstorben sind, und dies im Vergleich zur Bevölkerung, die nicht an Schilddrüsenkrebs erkrankt ist:
Tran TV, et al., 2024, All-Cause and Cause-Specific Mortality Among Low-Risk Differentiated Thyroid Cancer Survivors in the United States. Thyroid. 2024 Feb;34(2):215-224. doi: 10.1089/thy.2023.0449. Epub 2024 Jan 22. PMID: 38149602; PMCID: PMC10884550.Die Studie für auf dem ATA-Kongress 2023 vorgestellt und ist frei zugänglich.
Ausgeschlossen waren Schilddrüsenkarzinome:
Es wurde die Sterblichkeit seit Diagnose Schilddrüsenkrebs mit der allgemeinen Sterblichkeit verglichen.
Von diesen 51.854 Schilddrüsenkrebspatient*innen erkrankten:
Von diesen 51.854 Schilddrüsenkrebspatient*innen waren:
Tumorgröße:
An Primärtherapien gab es folgende:
In der Auswertung wurde Unterschieden bezüglich des Alters der Diagnose:
Die Nachbeobachtungszeit reichte von o bis 28 Jahre. Die mittlere Nachbeobachtung (Median) war 8,8 Jahre.
Bei der Auswertung wurde jedoch unterschieden zwischen einer Nachbeobachtung:
Es zeigte sich, dass die low-risk Schilddrüsenkrebspatient*innen insgesamt ein geringes Sterberisiko haben, als die Allgemeinbevölkerung.
Insgesamt starben 3.467 (6.7%) der Schilddrüsenkrebspatient*innen. Die Todesursachen waren:
Die Autor*innen schlossen in der Analyse jeweils Patient*innen aus, wenn es um die Sterblichkeit an einem anderem Krebs ging [Diagnose geringer als 5 Jahre zurückliegend] sowie um Herzerkrankungen [Diagnose geringer als 2 Jahre zurückliegend]
Anmerkung Harald: Da ich den Zeitraum für die Sterblichkeit unter 10 Jahren nach Diagnose Schilddrüsenkrebs, sowohl für Schilddrüsenkrebs als auch für Zweit-Malignome für zu kurz halte, gebe ich vor allem nur die Ergebnisse für 10 Jahre und mehr wieder.
Das geringere Risiko zu sterben gegenüber der Allgemeinbevölkerung, beruht vor allem darauf , dass das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben geringer ist [obgleich das Risiko von Herzrythmusstörungen, Vorhofflimmern hörer ist, siehe z.B. Blackburn 2017, Park 2018, …
Die Autor*innen der Studie vermuten, dass Gründe für die geringere Sterblichkeit sein könnten
Es gab auch Krankheiten bei denen die Sterblichkeit höher war wie in der Allgemeinbevölkerung (diese zeigte sich vor allem im Zeitraum Diagnose Schilddrüsenkrebs länger als 10 Jahre zurückliegend):
Bei allen anderen Ursachen für Sterblichkeit zeigte sich eine geringere oder nahezu gleiche Sterblichkeit.
Nicht bestätigt wurden die höhere Sterblichkeit, welche in anderen Studien festgestellt wurde:
Die höhere Sterblichkeit bei bestimmten Krebsarten lässt vermuten, dass dies mit der Radioiodtherapie zusammenhängen könnte. Die Autor*innen der Studie untersuchten daher auch, ob die Radioiodtherapie einen Einfluss hat. Hier zeigte sich, dass nur bei den Todesfällen durch Herzerkrankungen es ein höheres Risiko gibt .[Harald: Vielleicht weil bei denen eher eine TSH-Unterdrückung auch gemacht wurde?]. Die Autor*innen räumen jedoch ein, dass Aufgrund der geringen Zahlen eine statistische Analyse bezüglich der Zweit-Malignome sehr schwierig ist.
Das gleichzeitige Auftreten von Nieren- und Schilddrüsenkrebs wurde auch schon in anderen Studien gefunden, und ist unabhängig davon, ob eine Radioiodtherapie gemacht wurde oder nicht. Es wird daher vermutet, dass Genetische- und/oder Umweltfaktoren ursächlich sind.
Die Autor*innen der Studie betonen, dass sie zwar keine Zusammenhang zwischen der Radioiodtherapie und der Sterblichkeit an einem Zweitkrebs gefunden haben, ihre Studie jedoch nicht ausschließen kann, dass eine höhere Sterblichkeit an einem Zweitkrebs durch die Radioiodtherapie verursacht sein kann. Gründe hierfür:
Eine große Schwäche der SEER-Dantenbank ist, dass nur Primärtherapien erfasst werden. Nicht erfasst werden:
Die Autor*innen gehen jedoch davon aus, dass dies kaum Einfluss auf die Mortalität hat, da ein großer Zeitraum in ihrer Studie untersucht wurde.
Zudem betonen die Autor*innen der Studie, dass sie nicht genügend statistische Power hat, um einen Zusammenhang zwischen Radioiodtherapie und Leukämie und den anderen Blutkrebserkrankungen feststellen zu können.
Eine weitere Einschränkung sehen die Autor*innen, dass nur die Sterblichkeit in der Nachbeobachtung und nicht für das gesamte Leben betrachtet wurde. So war in der Studie das mittlere Alter am Ende der Nachbeobachtung bei 58 Jahren, die mittlere Lebenserwartung in den USA liegt jedoch bei 76,4 Jahren. Es wird daher die Notwendigkeit gesehen, noch größere Nachbeobachtungszeiträume zu betrachten.
Eine weiter Schwäche ist, dass Lebensstil-Faktoren wie Fettleibigkeit, Rauchen, Alkohol durch SEER nicht erfasst werden.
Insgesamt sehen die Autor*innen diese Ergebnisse als beruhigend an. Die Studie unterstreiche jedoch, dass das Risiko in puncto Sterblichkeit beim Schilddüsenkrebs als auch bei Zweitkrebsen Zeiträume von mehr als 10 Jahren erfassen muss, um überhaupt eine Aussage treffen zu können.
Viele Grüße
Harald
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