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InSeNSU
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Basedow, Hypoparathyreoidismus

Antwort auf: Operation in Vollnarkose: Wie Calcitriol an diesem Tag einnehmen?

| Beitrags-ID: 454269

Hallo Gelika,

darüber solltest du im Aufklärungsgespräch mit dem Chirurg und auch mit dem Narkosearzt sprechen. Das Calciumproblem beim Hypopara solltest du auf jeden Fall schriftlich in den Aufklärungsbogen aufnehmen lassen (und gleich um eine Kopie davon für dich bitten, wenn du unterschrieben hast). Schon während der OP muss nämlich auf den Calciumspiegel vermehrt aufgepaßt werden, z.B. auch für den Fall einer leichten Alkalose während einer Beatmung. Bei niedrigem Calciumspiegel kann schon eine leichte Alklose zu tetanischen Beschwerden führen.

Zum Abführen vor OP darf übrigens kein phosphathaltiges Abführmittel verwendet werden, weil das zu Calciummangel im Blut führen könnte.

Die pharmakologische Wirkung (nicht die Halbwertzeit im Blut) von Calcitriol hält laut Fachinformation (Rocaltrol) cirka 4 Tage an. Wenn man es mal einen Tag nicht nimmt, oder ohne zusätzliche Nahrung nimmt, ist das meines Erachtens nicht unbedingt so gefährlich.

Allerdings erfolgt bei einem Tag ohne Essen auch keinerlei Calciumzufuhr. Wenn auch keine Tabletten/Brause-Zufuhr möglich ist, sollte der Calciumspiegel möglichst oft geprüft werden, um nötigenfalls Calcium per Tropf zuzuführen. Hierbei ist darauf zu achten, die vorgeschriebenen Abstände zur i.V. Gabe anderer Medikamente (Antibiotika!) einzuhalten.

Druck dir für alle Fälle diese Info über Calciumglukonat als Infusion aus und lies sie dir auch durch:

https://www.fachinfo.de/pdf/002742

(Calciumchlorid ist nicht so geeignet, weil es die Venen mehr reizt.)

Der Hypopara-Behandlungsausweis kann bei den Vorgesprächen und als Beilage zu deiner Patientenakte gute Dienste leisten. Falls du ihn noch nicht hast, bestell ihn dir sofort und lass ihn auch vom Hausarzt stempeln, damit er ernst genommen wird:

https://www.sd-krebs.de/wp-content/uploads/2022/11/HypoparaPatientinnenPass20220401.pdf

Auch unsere anderen Infos (Behandlungsempfehlungen, Merkblatt der ESE) mitzunehmen kann nicht schaden, denn der Hypopara ist so selten, dass viele diese Erkrankung gar nicht kennen:

https://www.sd-krebs.de/infomaterial/nebenschilddruesenunterfunktion/

Wenn du nach der OP länger viel liegen mußt, kann der Calciumbedarf sinken. Auch darauf muss man aufpassen (Symptome siehe Behandlungsausweis).

Nach meiner Erfahrung kann man dem medizinischen Personal mit diesem Thema gar nicht genug „auf die Nerven gehen“;-) Man muss es wirklich stur immer wieder erklären, denn Calcium und Vitamin D werden oft nicht als (für uns wirklich!) lebenswichtige Medikation ernst genommen, weil es den meisten nur als Nahrungsergänzungsmittel oder zur Osteoporose-Vorbeugung geläufig ist.

Bei meiner letzten OP hat die Klinik erst am Folgetag überhaupt ein Calcitriol-Medikament besorgen können. Ich durfte dann mein mitgebrachtes nehmen. Über diese Möglichkeit solltest du auch auf Station sofort mit den Leuten sprechen. Der Laborwert Calcium sollte möglichst als Albumin-korrigiertes Calcium oder noch besser als ionisiertes Calcium gemacht werden, weil das die Lage besser darstellt als das Gesamtcalcium.

Ich hoffe, nun habe ich dir nicht zu viele neue Sorgen beschert, aber gut vorbereitet sein ist bei seltenen Erkrankungen nun mal sehr wichtig um gegen zusätzliche Risiken auch gut geschützt zu sein.

Alles Gute für  die OP und den weiteren Verlauf der Dinge wünscht dir

Frauke

 

 

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  • Diese Antwort wurde geändert vor 11 Monaten, 2 Wochen von InSeNSU.
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