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Antwort auf: bevorstehende Schilddrüsen OP

| Beitrags-ID: 456304

Hallo Tiffany.

Meine Op war im Oktober 2023. Da meine Vorgeschichte den Rahmen sprengen würde, beschränke ich mich auf das Wichtigste und beantworte deine Fragen.

Ich durfte am Abend vor der OP um 22 Uhr das letzte Mal etwas essen und trinken. Am Dienstagmorgen musste ich um 7 Uhr im Krankenhaus sein. Ich wurde in mein Zimmer geführt und mir wurde ein OP-Hemd und eine Netzhose mit einer Vorlage zur Verfügung gestellt. Ich durfte aber auch meine eigene Unterhose anbehalten, wenn ich wollte. Außerdem bekam ich eine Beruhigungstablette, die ich mit einem Schluck Wasser einnehmen durfte.

Ich war die Zweite auf der OP-Liste und musste noch etwas warten. Gegen 10 Uhr wurde ich dann in den OP gebracht. Dort wurde ich für die OP vorbereitet, umgelagert usw. Das hat auch ein bisschen gedauert. Und dann wurde die Narkose eingeleitet. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, dass der Arzt neben mir stand und ich auf die Uhr vor mir an der Wand geschaut habe und es kurz vor 12 Uhr war. Das erste Gefühl werde ich nie vergessen. Ich lag auf dem Rücken und atmete. Es klingt seltsam.

Der nächste Gedanke war, dass mein Mann wissen soll, dass es mir gut geht, also sagte ich „mein Mann“. Dann sagte der Arzt, ich solle noch etwas sagen und dann sollte ich ihm nachsprechen und er sagte, ich hätte eine kräftige Singstimme und alles sei in Ordnung. Ich habe meine Stimme auch sofort erkannt.

Dann habe ich sofort etwas Wasser bekommen, weil ich Durst hatte, und kurz darauf wurde ich in mein Zimmer gebracht. Ich war nur etwas benommen von der Narkose, konnte mich aber gleich mit meinem Mann unterhalten. Schmerzen hatte ich wegen des Schmerzmittels überhaupt keine.

Ich konnte mich auch ganz gut bewegen. Der Nacken war nur etwas steif. Eine Drainage hatte ich nicht.

Allerdings konnte ich nur auf dem Rücken liegen und auch nur mit hochgeklapptem Rückenteil. Also nicht so flach. Mein mitgebrachtes Nackenkissen hat auch gute Dienste geleistet.

Ca. 3 Stunden später bin ich schon wieder aufgestanden und habe meine ersten Schritte gemacht. Dann habe ich einen Tee getrunken und weil ich Hunger hatte, habe ich erst mal was Süßes gegessen. Leider wurde mir kurz darauf schlecht und ich musste mich übergeben. Aber das war kein Problem. Dann habe ich ohne Probleme zu Abend gegessen. Die erste Nacht war okay. Es war nur ungewohnt auf dem Rücken zu liegen. Ich hatte keine Schmerzen oder so, aber ich hatte Angst, wenn ich mich zu viel bewege, dass die Narbe aufgeht.

Am nächsten Morgen kam der Arzt und nahm mir persönlich Blut ab. Er entschuldigte sich noch, weil die Narbe etwas länger (ca. 8 cm) als üblich geworden war. Aber die Schilddrüse war so groß (wuchs bereits hinters Brustbein), dass es nicht anders ging.

Ich bekam seit dem Vorabend Schmerztabletten und meine üblichen Medikamente. Ab Mittag bekam ich zusätzlich Kalziumtabletten, da mein Kalziumspiegel niedrig war. Außerdem erhielt ich den Befund, dass ich zwar viele Knoten habe (viele mit der Einstufung Tirads 4 und Tirads 5), aber keinen Krebs. Die Schilddrüse wurde komplett entfernt. Es ist nichts mehr übrig, nur noch die Nebenschilddrüsen.

Nach dem Mittagessen bin ich schon außerhalb des Krankenhauses spazieren gegangen. Wie gesagt, nur der Nacken fühlte sich etwas steif an. Abends bin ich dann schon mit Duschpflaster duschen gegangen.

Am nächsten Tag hat mir der Arzt noch einmal Blut abgenommen und um 10:43 Uhr wurde ich entlassen. Ich habe nur Kalziumtabletten, ein paar Lutschtabletten und etwas Duschpflaster mitbekommen.

Ich habe mich gut gefühlt. Nur der Hals kratzte etwas, aber die Lutschtabletten halfen gut. Zu Hause merkte ich allerdings schnell, dass ich beim Blutdruckmessen ein Kribbeln im Arm hatte, wenn sich die Manschette aufpumpte. Das hatte ich vorher nicht. Außerdem kribbelten meine Beine, wenn ich mich hinsetzte. Am Samstag bin ich nach einem Anruf kurz in die Notaufnahme gefahren, wo mir noch einmal Blut abgenommen wurde und ich eine Infusion mit Kalzium bekam, während ich auf das Ergebnis wartete. Aber die Blutwerte waren in Ordnung. Seltsamerweise ging es mir nach der Infusion trotzdem besser und auch das Kribbeln verschwand. Da ich am Montag um 22 Uhr das letzte Mal etwas getrunken hatte, mich am Nachmittag des Operationstages übergeben musste und während des kurzen Krankenhausaufenthaltes nicht viel getrunken hatte, brauchte ich wohl Flüssigkeit.

Der Arzt hatte mir, bevor ich am Donnerstag nach Hause geschickt wurde, das Pflaster von der Narbe entfernt und mir gesagt, ich solle die Narbe nicht bedecken. Duschen mit Duschpflaster sei kein Problem. Knapp zwei Wochen habe ich mit Duschpflaster geduscht. 4 Wochen nach der Operation habe ich mit Narbengel angefangen. Mit L-Thyroxin 100 sollte ich eine Woche nach der OP anfangen.

Die Narbe sieht super aus. Schön glatt und der dicke Knubbel darunter ist zurückgegangen. Mein Kalzium hat sich von selbst reguliert. Mein TSH lag vor der OP bei 0,06 (normal: 0,27-4,2). Eine Woche nach der OP war es 0,86 (Norm: 0,27-4,2). 21 Tage nach der OP lag der Wert bei 32,3. Das L-Tyroxin wurde zu diesem Zeitpunkt auf 150 erhöht. Ein paar Wochen später lag er dann bei knapp 16, im Dezember bei knapp 8 und jetzt bei 9,43. Deshalb nehme ich seit heute L-Thyroxin 200, da ich auf einen Wert um die 1 gebracht werden muss. Das einzustellen dauert, aber es wird schon klappen.

Noch kurz zur Stimme. Meine Stimme wurde von allen sofort erkannt und hat sich wohl nicht verändert. Ich empfinde sie auch nicht als anders. Meine Stimmbänder waren vor der Operation in Ordnung und danach auch. Nur die hohen Töne gingen nicht. Die kamen erst nach und nach wieder. Direkt nach der OP und in den ersten Wochen habe ich mehr geschnarcht. Aber das ist jetzt vorbei.

Es hat sich viel verändert. Ich kann wieder schlafen. Viele Jahre lang habe ich höchstens 4 bis 6 Stunden geschlafen. Meine Extrasystolen sind weniger geworden. Ich bekomme nicht nur beim Schlafen auf dem Rücken wieder Luft, sondern generell. Egal ob beim Radfahren, Spazierengehen usw. Außerdem brauche ich beim Essen kein Glas Wasser mehr, um Speisereste zu schlucken oder falls ich mich verschlucken sollte. Das passiert einfach nicht mehr. Insgesamt bin ich etwas ruhiger geworden. Nicht mehr so hektisch. Ich habe jahrelang massiv geschwitzt, das ist besser geworden, als ich 2021 mein L-Thyroxin abgesetzt habe, das ist jetzt ganz weg. Auch bei Bewegung schwitze ich nicht mehr so stark. Ich friere jetzt eher und habe gemerkt, dass die Zeiten vorbei sind, in denen ich im Winter nur im T-Shirt und einer dünnen Jacke vor die Tür gehen konnte.

Für mich hat sich alles zum Positiven gewendet und ich bin froh, dass die Schilddrüse endlich raus ist. Für mich war es auch höchste Zeit. Meine Befürchtungen waren unbegründet. Ich hatte schon vor meiner Operation hier im Forum und auch sonst im Internet gelesen. Innerlich hatte ich schon mit dem Leben abgeschlossen. Ich dachte, dass ich aus der Narkose nicht mehr aufwachen würde, hatte Horrorszenarien im Kopf und Angst, dass ich vielleicht doch Krebs habe.

Daher weiß ich auch, dass man diese Ängste nicht so leicht los wird. Letztendlich wird man sie erst nach der Operation los, wenn man alles überstanden hat und merkt, dass alles gut wird.

Ich weiß auch, dass es bei jedem anders ist. Jeder hat eine andere Diagnose, jeder hat seine eigenen Ängste usw. Trotzdem hoffe ich, dass ich dir und anderen mit meinem Beitrag zumindest ein wenig Mut machen und zeigen kann, dass es auch gut gehen kann.