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FAQ-Hilfe: Was ist Stunning?

FAQ-Hilfe: Was ist Stunning?

| Beitrags-ID: 244806

Update: 27.9.2016

FAQ-Hilfe: Was ist Stunning?

Radiojoddiagnostik vor Radiojodtherapie – Gefahr des Stunning

Mit dem englischen Wort „stunning“, was übersetzt „angeschlagen“ (aber auch: „atemberaubend, überwältigend, verblüffend“) bedeutet, wird in der Nuklearmedizin ein Effekt beschrieben, der den Erfolg einer Radiojodtherapie (RJT) beeinträchtigt und möglichst vermieden werden sollte.

Um die erforderliche Radioaktivität vor einer RJT zur Entfernung des Restgewebes möglichst genau zu bestimmen (Dosimetrie), gibt es die Möglichkeit, mit Hilfe einer Testkapsel (I-131-Uptake) die Größe und die Speicherfähigkeit des Schilddrüsenrestes abzuschätzen.

Wird bei dieser Testkapsel eine diagnostische Aktivität von größer 10 Megabequerel (MBq) I-131 gegeben, dann kann es durch die Beta-Strahlen des I-131 zu einer Funktionsstörung der Schilddrüsenzellen kommen.

Die Beta-Strahlen haben nur eine kurze Reichweite von ein bis zwei Millimetern, setzen jedoch dort sehr viel Energie frei. Diese Energie ist jedoch zu niedrig, Schilddrüsenkrebszellen zu zerstören; sie werden bei dieser nicht-therapeutischen Aktivität lediglich für eine gewisse Zeit in ihrer Funktion beeinträchtigt.
(Vergleichbar einem angeschlagenen Boxer, der nach einer Erholungsphase weiter kämpfen kann.)

Die Funktionsstörung der Schilddrüsenzellen beim Stunning wirken sich nun leider in der Weise aus, dass bei einer anschließenden RJT die Schilddrüsenzellen noch immer so angeschlagen sind, so dass sie das radioaktive Jod (I -131) vermindert aufnehmen.

Die stärkere therapeutische Aktivität des I-131 in der nun folgenden RJT kann so in diesen Zellen nicht wirken.

Bislang gibt es keine Studien zu der Frage, für welchen Zeitraum das Stunning zu erwarten ist bzw. ab wann ein Stunning wieder aufgehoben wird.
Die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) empfiehlt daher auf der Basis von Expertenmeinungen in ihren DGN: Handlungsemfpehlung zur RIT beim differenzierten SD-Krebs (2015), um ein Stunning bei einer RJT zu vermeiden:

Es ist möglich, eine Dosimetrie mit Aktivitäten
<10 MBq I-131 durchzuführen. Eine mögliche Alternative zu
I-131 ist I-123, das mit dem Nachteil höherer Kosten und einer wesentlich kürzeren physikalischen Halbwertszeit behaftet ist und damit zur r Messung der Biokinetik ungeeignet ist; vorteilhaft ist ein weitgehend fehlendes Stunning.

(Ähnlich auch die Empfehlung der American Thyroid Association (ATA) in ihren Management Guidelines for Patients with Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer, THYROID, Volume 16, Number 2, 2006, p12, PDF)

Zur Diagnostik und Dosimetrie kann auch der reine Gamma-Strahler I-123 mit einer Dosis von 40-100 MBq eingesetzt werden (oder auch der Positronen-Strahler I-124 bei der PET). Gamma-Strahlen haben eine größere Reichweite und geben nur wenig Energie in den Schilddrüsenzellen frei. Ein Stunning wird beim I-123 von den Nuklearmedizinern daher nicht erwartet. Radiojoddiagnostiken mit I-123 sind jedoch aufwendig und nicht jederzeit durchführbar.

Zum sicheren Erkennen von Metastasen sind diagnostische Aktivitäten von I-131 zwischen 100 und 400 MBq erforderlich. Hier gilt: Eine hohe Aktivität ist am Besten zum Auffinden von Metastasen, bei einer unmittelbar nachfolgenden RJT ist allerdings das Risiko des Stunnings hoch.

Zwischen einer Radiojoddiagnostik mit einer Dosis größer als 100 MBq I-131 sollte daher ein Zeitraum von einigen Wochen liegen, um ein Stunning zu vermeiden.

Besteht der Verdacht auf noch vorhandenes Restgewebe, Rezidiv oder Metastasen mit der Notwendigkeit einer unmittelbar anschließenden RJT, so ist eine RJD mit einer Aktivität größer 10 MBq I-131 nicht zu empfehlen.
(Überprüfung auf medizinische Richtigkeit durch Prof. Reiners, Würzburg)

Update 8.2.2010: In der ATA-Leitlinie differenzierter Schilddrüsenkrebs 2009 wird in einer Empfehlung (Recommendation 35) auch auf die Problematik des Stunning eingegangen. Die Empfehlung beruht allerdings auch hier nur auf Expertenmeinung (C)

Viele Grüße
Harald


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Antwort auf: FAQ-Hilfe: Was ist Stunning?

| Beitrags-ID: 316556

Leider die Angabe „Stunning hängt von der Aktivität ab“, ist nicht ganz richtig. Stunning hängt von der Energidosis ab, die ihre Wikung an der SD vollzogen wurde. Zwar hängt die Energiedosis linear von der Aktivität ab, jedoch spielen auch andere Parameter eine wesentliche Rolle mit. Es sind : die Masse der SD, die max. Aufnahmefähigkeit des Radiopharmakons und die mittlere Aufenthalsdauer deselben in der SD. Die Große des Stunnings ist bereits mathematisch erfassbar. Die Frage: In wie weit eine genau mathematische Stunningberechnung für eine erfolgreiche Radiojodtherapie wichtig ist, kann somit gestellt werden.

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