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ATA-Leitlinie (2017): Schilddrüsenhormone u. Schwangerschaft

ATA-Leitlinie (2017): Schilddrüsenhormone u. Schwangerschaft

| Beitrags-ID: 257273

ATA-Leitlinie (2017): Schilddrüsenhormone u. Schwangerschaft

Überblick und einfach erklärt:

Schwangerschaft ohne Schilddrüse (Offline Nr. 18)

siehe auch folgende Kapitel in unserer Broschüre:

    Knoten der Schilddrüse und ihre Behandlung
    Beobachten oder behandeln/operieren?

Ein Überblick, was bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen zu beachten ist, findet man über: FAQ: Häufige Fragen zur Substitution, Medikamenten etc.

Hallo,

die amerikanische Ärzteorganisation American Thyroid Association (ATA) hat eine überarbeitete Leitlinie (Guideline) verabschiedet zur Problematik von Schilddrüsenhormonen sowie der TPO-AK während und nach der Schwangerschaft, bezogen auf die Gesundheit der Mutter als auch des Fetus.
(Vorgänger Version 2011)

Auf insgesamt 76 Seite gibt es insgesamt 97 Empfehlungen und es werden 621 Quellenangaben zitiert.

Eine (US-amerikanische) Patientenorganisation war nicht (!) beteiligt.

Hier nun ein kurze Zusammenfassung für uns Patienten:

Schilddrüsenfunktionstests während der Schwangerschaft

Wenn verfügbar, sollten Bevölkerungs- und Trimesterspezifische Ober- und Untergrenzen des Serum-TSH während der Schwangerschaft vom untersuchenden Labor zur Verfügung gestellt werden und diese sollten die typische Bevölkerung widerspiegeln, die untersucht wird.
Die Grenzen sollten anhand gesunder, TPOAb-negativer schwangerer Frauen mit optimaler Iod-Versorgung und ohne Schilddrüsenerkrankung definiert werden.

Sollte dies nicht verfügbar sein so soll sich an einer Tabelle mit Studien aus verschiedenen Ländern orientiert werden, die der Leitlinie beigefügt ist. (Anm. der Autorin: Deutschland ist in dieser Tabelle nicht vertreten, am nächsten wären die Niederlande)

Sollten diese internen oder übertragbaren TSH-Grenzwerte nicht verfügbar sein so sollte man sich an einer oberen Grenze von ~4,0mU/l orientieren. In den meisten Assays bedeutet dies eine Reduktion der oberen Grenze um ~0,5mU/l.
(S. 332, Empfehlung 26, mittlere bis hohe Evidenz)


Welche Folgen hat eine ausgeprägte Hypothyreose auf den Verlauf der Schwangerschaft?

Mütterlicher Hypothyreoidismus konnte durchgehend mit diversen Schwangerschaftskomplikationen sowie negativen Auswirkungen auf die fetale neurokognitive Entwicklung assoziiert werden. Spezifische negative Effekte beinhalten unter anderem ein erhöhtes Frühgeburts-Risiko, geringeres Geburtsgewicht, Fehlgeburt und einen niedrigeren IQ des Nachwuchses. (S. 332, Frage 33)

Was ist die optimale Behandlungsmethode einer Hypothyreose bei schwangeren Frauen?

Die Zufuhr von T4 ist unbedingt notwendig für die Entwicklung des fetalen Gehirns. Das Verhältnis von T4 zu T3 in der Schilddrüse schwangerer Frauen ist mit 4.2:1 deutlich niedriger als 14:1. Dieser relative Überschuss an T3 führt zu supraphysiologischen mütterlichen T3-Leveln und verhältnismäßig niedrigen T4 Leveln. Patientinnen die mit Schweinehormonen oder T3 behandelt werden haben ein erhöhtes Risiko eines ungenügenden Transfers von mütterlichem T4 zum fetalen Gehirn. Es ist bekannt, dass der Großteil des fetalen T3 im Zentralen Nervensystem (ZNS) aus mütterlichem T4 entsteht, welches aktiv dort hin transportiert wird. Das fetale ZNS ist relativ undurchlässig für T3, weshalb die Gabe von exogenem T3 während der Schwangerschaft nicht erfolgen sollte. (S. 341, Frage 39)

Die empfohlene Behandlung bei mütterlicher Hypothyreose ist orale LT4-Gabe. Andere Schilddrüsenmedikamente wie z.B. T3 oder Schweinehromone sollten bei schwangeren Frauen nicht verwendet werden. (S. 341, Empfehlung 31, niedrige Evidenz)

Parallel zur Behandlung von Hypothyreose in der allgemeinen Bevölkerung sollte ein Ziel-TSH in der unteren Hälfte der Trimesterspezifischen Grenzen angestrebt werden. Sollten diese nicht verfügbar sein so sollt ein TSH unter 2,5mU/l angestrebt werden.
(S 341, Empfehlung 32 (schwach), niedrige Evidenz)

Bei hypothyreothen Frauen die eine Schwangerschaft planen, sollte der TSH im Vorfeld zwischen 2,5mU/l und dem unteren verfügbaren Grenzwert eingestellt werden.
(S. 342, Empfehlung 35, mittlere Evidenz)

Es wird empfohlen, sofort nach einem positiven Schwangerschaftstest oder ausgebliebener Periode die L-Thyroxin Dosis um 25-30% zu erhöhen und umgehend einen Arzt aufzusuchen.
Empfohlen wird statt der normalen 7 Tagesdosen auf insgesamt 9 Tagesdosen pro Woche zu steigern, was etwa 29% entspricht (S. 342, Empfehlung 36, starke Evidenz).

Der L-Thyroxin Bedarf kann, je nach Ursache der Hypothyreose, im Verlauf der Schwangerschaft um bis zu 80% steigen ( ATA 2011, S. 1091, Empfehlung 14, starke Evidenz).

Bei Frauen mit einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion sollte bis zur Mitte der Schwangerschaft alle 4 Wochen der TSH-Wert kontrolliert werden und danach mindestens einmal um die 30. SSW. (S. 341, Empfehlung 33, starke Evidenz).

Nach der Geburt sollte die LT4-Dosis wieder auf die Dosis von vor der Schwangerschaft gesenkt werden. Eine Kontrolle des TSH sollte nach 6 Wochen erfolgen (S. 1092, Empfehlung 37, starke Evidenz).

Da mütterlicher Hypothyreoidismus die Laktation ungünstig beeinflussen kann, sollten Frauen, die ohne ersichtlichen anderen Grund an schlechter Milchbildung leiden, ihren TSH kontrolliert bekommen um die Schilddrüsenfunktion zu überprüfen. (S. 359, Empfehlung 74, niedrige Evidenz)

Aufgrund des negativen Einflusses auf die Milchbildung, sollte eine subklinische oder manifeste Hypothyreose bei stillenden Frauen behandelt werden. (S. 359, Empfehlung 75, niedrige Evidenz)

Der Einfluss einer mütterlichen Hyperthyreose auf die Milchbildung ist noch nicht bekannt und schlecht untersucht, Daher kann an dieser Stelle noch keine Behandlungsempfehlung gegeben werden. (S. 359, Empfehlung 76, ungenügende Evidenz)

Viele Grüße,
Heidi


siehe auch Forums-Gruppe: Schwangerschaft.
und Forum: SubstitutionSchwangerschaft
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