Hallo,
hier eine Zusammenfassung vom mir von dieser Übersichtsarbeit (Review) zu Studien zu Langzeit-Therapiefolgen bei PatientInnen mit dem differenzierten (nicht medullär und anaplastisch) Schilddrüsenkrebs untersuchten.
Original Titel:
Long-term treatment-related morbidity in differentiated thyroid cancer: a systematic review of the literature
Autoren:
William AE Parker, Ovie Edafe, Sabapathy P. Balasubramanian
von The Medical School, The University of Sheffield und Royal Hallamshire Hospital, Sheffield
in:
Pragmatic and Observational Research
16 May 2017; 8, Antwort auf: Teilnehmerliste – Herbsttreffen 19.-21.9.2003-67
https://doi.org/10.2147/POR.S130510
Diese Übersichtsarbeit ist keine Metaanalyse sondern beschreibt lediglich, was es an unterschiedlichen Studien gibt.
Diese Zusammenfassung von mir ist nicht vollständig und insbesondere bei sehr fach-terminologischen Beschreibungen durch die Autoren habe ich versucht dies für uns nur sehr grob zusammenzufassen.
Zudem habe ich Links auf unsere Forums-Gruppen aufgenommen, in denen unsere Forums-NutzerInnen unter eben diesen Langzeitfolgen leiden.
Dieser Beitrag von mir soll vor allem für uns Schilddrüsenkrebspatienten einen komplexeren Überblick über die Beschwerden und deren Erforschung geben.
Einen kurzen, allgemeinverständlichen Einführungsbeitrag zu den Nebenwirkungen gibt es von Irmgard:
FAQ-Hilfe: Nebenwirkungen bei Therapie des Schilddrüsenkrebs
Auf den Seiten der Gruppen finden sich zu dem weitere Studien, die nach der Erhebung dieser Übersichtsarbeit publiziert wurden.
Inhaltsübersicht dieses Beitrags:
Methodik
Für diese Übersichtsarbeit haben William AE Parker, Ovie Edafe und Sabapathy P Balasubramanian von der Medizinischen Hochschule der Universität Sheffielt in Großbritannien eine Suche auf PubMed gemacht. Der Zeitraum erfasst die 30 Jahre vor dem 8.6.2014. Sie bekamen 3.000 Ergebnissen aus denen sie 66 Publikationen mit 4.517 Patienten identifizierten, die Langzeitfolgen der Therapie des Schilddrüsenkrebs zum Thema hatten:
Nicht eingeschlossen wurden Publikationen, wenn es keine Originalarbeiten waren (z.B. andere Übersichtsarbeiten) sowie Einzelfallberichte.
Zusammengefasst kommt die Überischtsarbeit zum Ergebnis, dass es nur eine begrenzte Zahl von Publikationen zu den Langzeitfolgen der Schilddrüsenkrebstherapie gibt, insbesondere bezogen auf die Langzeitfolgen einer Nebenschilddrüsenunterfunktion. Die meisten Studien haben sich meist nur auf Surrogatparameter und nicht auf patientenrelevante Endpunkte wie z.B. Lebensqualität. Es wird eine große prospektive Studie gefordert.
Folgende Problemfelder werden aufgezeigt:
hinzukommen unbeabsichtigte Nebenwirkungen wie:
Einflüsse auf den Knochenstoffwechsel
Die meisten 34 Publikationen sind Beobachtungsstudien, bei den unterschiedlichste Gruppen verglichen werden, entsprechend uneinheitlich sind die Ergebnisse, wobei die meisten keine Unterschiede aufzeigten.
In 26 Studien davon wird die Knochendichte (BMD) und in 23 Studien Knochenumsatzmarker verglichen,
Eine Studie (Reverter JL 2010) hat direkt das Risiko von Knochenbrüchen bei Männern untersucht und eine Studie (Schneider R. 2012) hat die Muskelkraft untersucht bei Männer, Frauen vor der Menopause und Gesunden (es konnten jeweils kein Unterschied festgestellt werden).
Die einzige randomisierte Studie (RCT) kam aus Japan und zeigte auf, dass durch die TSH-Unterdrückung bereits nach einem Jahr, bei den über fünfzig Jährigen eine geringe Knochendichte vorlag
und nach 5 Jahren in allen Altersgruppen (Sugitani I, 2011).
Neuere Studien finden sich auch auf der Seite der Forums-Gruppe: Osteoporose (Knochenabbau)
Es wurden 14 Studien gefunden die Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchten sowie eine die auch Herz-Kreislauf-Todesfälle untesuchte.
Letztere ist eine Beobachtungsstudie von Klein Hesselink EN, 2013 und zeigte an 524 Schilddrüsenkrebspatienten auf, dass diese im Vergleich zu einer Kontrollgruppe einem mittleren Zeitraum von 8,5 Jahre sowohl ein statisch signifikant höheres Risiko für Herzerkrankungen hatten als auch ein höheres Risiko daran zu sterben.
In den Studien wurden eine Vielzahl von physiologischen und Pathologischen Parametern erhoben. Nur eine Studie hat auch Beschwerden einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erfasst (Shapiro LE, 1997)
Untersucht wurden u.a.
Zu diesen Beschwerden haben wir die Forums-Gruppe: Bluthochdruck (Hypertonie).
Im Zusammenhang mit dem Blutdruck haben wir eine weitere Forums-Gruppe: Blutdruckschwankungen (Baroreflex) eventuell verursacht durch Verletzung des Baroreflex durch Operation und Bestrahlung im Halsbereich.
Auch haben wir eine Forums-Gruppe Muskelschmerzen (nicht Muskelkrämpfe).
Kognitive und psychologische Funktionstest
Es wurde drei Studien identifiziert mit unterschiedlichen Ergebnissen, zum Teil mit Beeinträchtigungen bei den Schilddrüsenkrebspatienten (es wird u.a. mehr Zeit benötigt für einen Test), es wurden jedoch auch zum Teil bessere Ergebnisse bei bestimmten Test erzielt von Patienten mit höherem fT4-Wert.
Forums-Gruppen siehe nächster Punkt Lebensqualität
Zur Erfassung der Lebensqualität wurden diverse standardisierte Fragebögen in den insgesamt 6 Studien verwendet:
Die Ergebnisse sind recht unterschiedlich, zum Teil zeigen die Studien eine reduzierte Lebensqualität, zum Teil gibt es keine Unterschiede, zum Teil sind sie unabhängig von der TSH-Unterdrückung, zum Teil besser sie sich je länger die Therapie zurück liegt, oder die Lebensqualität verbessert sich mit einem Bewegungsprogramm.
Folgende Forums-Gruppen haben wir zum Thema Lebensqualität, kognitive und psychische Beschwerden:
Zucker- und Fettstoffwechsel
3 Studien, von den 2 einen gestörten Zuckerstoffwechsel aufzeigten und eine Studie keinen Hinweis dafür fand.
Blutgerinnung (Coagulation)
Eine Studie untersuchte die TSH-Unterdrückung auf die Zusammensetzung und die Eigenschaften des Blutes.
Immunologie
Ein Studie fand bei 22 Patienten mit TSH-Unterdrückung veränderte immunologische Werte, deren Bedeutung für die Patienten jedoch unklar is.
Zusammenfassung der Autoren der Übersichtsarbeit
Die Autoren kommen zum Schluss, dass es gewisse Evidenz für einen reduzierte Knochendichte, insbesondere bei Schilddrüsenkrebspatientinnen nach der Menopause gibt sowie bei Surrogatparametern von Herz-Kreislauferkrankungen.
Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass die meisten Nebenwirkungen potentiell zu verhindern sind oder reversibel seien.
Die wenigsten Studien haben patientenrelevante, klinische Endpunkte gemessen.
Die Nebenschilddrüsenunterfunktion (Forums-Gruppe), insbesondere die Langzeitfolgen seien kaum untersucht.
Anmerkung/Kommentar Harald
Diese Übersichtsarbeit listet sicherlich eine Vielzahl von Studien zu den Langzeitfolgen der Therapie auf, dennoch werden einige Langzeitfolgen und Nebenwirkungen überhaupt nicht aufgeführt; siehe folgende Forums-Gruppen:
Auch habe ich den Eindruck, dass die Suchstrategie der Autoren der Übersichtsarbeit auch nicht sehr gut war:
“Thyroid Neoplasms” AND (“Thyroxine” OR “Hypocalcemia” OR “Thyrotropin”).
Es wurde in der Suchstrategie zu sehr auf den Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenstoffwechsel abgehoben.
Es fehlt daher Studien wie diese Studie: Fatigue bei Schilddrüsenkrebspatienten (Husson 2013)
Durchgefallen ist auch die Studie USA: Krebsdiagnose als Risikofaktor für privaten Bankrott (Ramsey 2013), und sicherlich wäre auch die nach dem Untersuchungszeitraum erschienene Studie: Arbeitslosigkeit, geringes Einkommen nach SD-Krebs (Beatrice Uziely et.al. 2015) nicht gefunden worden.
Weitere neuere Studie:
Viele Grüße
Harald
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