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Studie: Bildgebung nach Primärtherapie – Nutzen?

Studie: Bildgebung nach Primärtherapie – Nutzen?

| Beitrags-ID: 256363

Hallo,

im The BMJ (früher British Medical Journal) ist eine retrospektive Studie veröffentlicht, die den Nutzen der Bildgebung nach einer Primärtherapie des Schilddrüsenkrebs zum Teil in Frage stellt.

    Mousumi Banerjee, Megan R Haymart et al. 2016:
    Use of imaging tests after primary treatment of thyroid cancer
    in the United States: population based retrospective cohort
    study evaluating death and recurrence

Es wurden dazu Daten von 28.220 Patienten in den USA, die ihre Diagnose zwischen 1998 und 2011 erhielten und im SEER Register aufgenommen wurden ausgewertet.
Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 69 Monate (5 3/4 Jahre).

Die Ergebnisse in der Zusammenfassung waren für den Zeitraum 1998-2011:

  • Ein Steigerung der Neuerkrankten an Schilddrüsenkrebs (Inzidenz)
  • Eine Steigerung der Häufigkeit der Bildgebung
  • Eine Steigerung der Behandlung eines Rezidivs
  • Keine Änderung an der Anzahl der Patienten, die an Schilddrüsenkrebs versterben.

In einer multivarianten Analyse zeigte sich:

  • Der Gebrauch von Ultraschall geht mit zusätzlichen Schilddrüsenoperationen und zusätzlichen Radioiodtherapien einher.
  • Ein Szintigramm nach Radioiodbehandlung ging mit zusätzlichen Operationen, zusätzlichen Radioiodtherapien (RIT) und perkutaner Strahlentherapie einher.
  • Der Einsatz der PET ging mit zusätzlichen Operationen, zusätzlicher RIT und perkutaner Strahlentherapie einher.
  • Ultraschall und PET haben jedoch nicht signifikant das krankheitsspezifische Überleben beeinflusst.
  • Die Szintigraphie nach einer Radioiodbehandlung hingegen ging mit einem verbesserten Gesamtüberleben einher.

Die Autoren der Studie kommen daher zum Schluss, dass die Steigerung der Bildgebung zwar zu einer Steigerung der Behandlungen von Rezidiven führe, jedoch lediglich bei den Schilddrüsentumoren, die noch Jod aufnehmen, das Szintigramm nach einer Radioiodbehandlung auch von Nutzen für die Patienten – für das Überleben der Patienten sei.

Die Ergebnisse ihrer Studie unterstreiche die Notwendigkeit, auf unnötige Bildgebung zu verzichten und sie gezielter nach der Primärtherapie einzusetzen. Hierzu brauche es jedoch noch mehr Studien.
[Harald: Siehe hierzu : FAQ-Hilfe: Was sagen die Leitlinien zur PET bzw. PET/CT?.]

Anmerkungen und Kommentar von Harald:
Wichtig wäre vor allem auch eine Analyse bezüglich eines Nachweisbaren Tg-Werts noch gewesen, da eine weiterführende Diagnostik meist auf diesem beruht.
Die neuen ATA-Risikogruppen nach OP und RJT geben hier einen neuen Einblick über die Verlaufsformen und Risiken, die zuvor Ärzten und Patienten nicht so bewusst gewesen sein dürften:
Resetbutton nach Operation und Radioiodtherapie (RIT).

Eine offene Frage ist auch, ob die Patienten durch die erweiterte Diagnostik und Therapie länger leben.
Hier gibt es doch das Problem, des Lead time bias, mehr unter: FAQ: Was sagen Überlebenszeiten / Überlebensraten aus?.

Der Artikel wurde auch im Medscape (28.7.2016) von Roxanne Nelson besprochen.
Hier kommen eine Reihe von us-amerikanischen Radiologen(Saurabh Jha, Professor für Radiologie an der Universitätsklinik Pennsylvania, Philadelphia, sowie Lincoln Berland, MD, Vorsitzender der American College of Radiology Body Imaging Commission) zu Wort, jedoch leider kein namhafter Schilddrüsenkrebsspezialist aus den USA, die an der neuen ATA-Leitlinie differenzierter Schilddrüsenkrebs 2015 (Übersicht) mitgewirkt haben.
Auch im TheBJM gibt es Kommentare.

Die Studie wird vermutlich noch öfters zitiert werden.
Wichtig scheint vor allem, dass man die Bildgebung entsprechend den Leitlinien oder eben in Studien einsetzt.

Berichte und Zitate über diese Studie:

Viele Grüße
Harald


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Antwort auf: Studie: Bildgebung nach Primärtherapie – Nutzen?

| Beitrags-ID: 373238

Hallo,

habe oben in meinem Beitrag, meinen Kommentar und Anmerkung deutlicher abgetrennt, sowie Links weitere Berichten/Interviews zu dieser Studie eingefügt.

Viele Grüße
Harald

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dkr
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