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FAQ: Jodarme Ernährung = Vermeidung jodreicher Ernährung

FAQ: Jodarme Ernährung = Vermeidung jodreicher Ernährung

| Beitrags-ID: 243601

FAQ: Jodarme Ernährung = Vermeidung jodreicher Ernährung (vor einer Radioiodtherapie)
(Empfehlungen der Leitlinien)

Merkbatt: Jodarme Ernährung = Vermeidung jodreicher Ernährung

Für wen ist dieser Beitrag wichtig?

siehe auch: FAQ: Welcher Schilddrüsenkrebs und welche Therapie?

Hallo,

die jod-arme Ernährung ist wichtig, damit bei der Radioiodtherapie (RIT) bzw. der Radioioddiagnostik (RID) die verbliebenen Schilddrüsenzellen und Schilddrüsenkrebszellen „hungrig“ auf das radioaktive Jod sind, welches sie dann von innen zerstört. (siehe auch FAQ-Hilfe: Was für Strahlen gehen vom radioaktivem Jod aus?)

Die amerikanische Leitlinie (ATA 2015; R 57, S. 63) weist darauf hin, dass dies nur eine schwache Empfehlung ist und Studienlage von geringer Qualität bezüglich eines Nutzens für die Patienten ist.

Immer wieder taucht die Frage auf, wie lange man sich jod-arm ernähren soll und wie eine jod-arme Ernährung aussieht.

Als Patient möchte man gerne selbst etwas dazu beitragen, dass der Krebs auch wirklich besiegt wird.

Viele Patienten möchten sich daher am liebsten völlig jodfrei ernähren, dies geht jedoch nicht und dies ist auch nicht notwendig.

Im Internet und auch bei uns gibt es diverse Listen, wie viel Jod in welchen Lebensmitteln u.a. enthalten ist. Von diesen Listen sollte man sich allerdings nicht verrückt machen lassen (siehe dazu auch: FAQ: Vermeidung jodreicher Nahrungsmittel vor RJT/RJD – Hinweise und Tipps).

Wenn man große Angst hat, sich nicht entsprechend der Empfehlung ernähren zu können, dann kann dies ein Hinweis darauf sein, dass man die Diagnose Krebs psychisch noch nicht verarbeitet hat. Ein Gespräch mit einem Psychoonkologen (Linkliste) und/oder mit einem Ernährungsberater kann in diesem Fall weiterhelfen.

Wichtig ist, dass die Betonung auf der Vermeidung jodreicher Ernährung und Medikamente liegt. Hiervon gibt es nur wenige Produkte, die man sich leicht merken kann.

Die internationalen und nationalen Empfehlungen der Ärzte legen den Patienten nahe:

4-6 Wochen vor einer RIT bzw. RID sollten vermieden werden:

  • stark jodhaltige Medikamente:
    • jodhaltige Röntgenkontrastmittel (hier muss 2-3 Monate bis zu einer RIT bzw. RID gewartet werden)
    • jodhaltige Desinfektionsmittel
    • Iodid-Medikation
    • jodhaltige Augentropfen

  • stark jodhaltige Nahrungsmittel:
    • Multivitamin- und Spurenelement-Kombinationen
    • Seetang und Algenprodukte

1-2 Wochen vor einer RIT bzw. RID:

  • Lediglich in den letzten zwei Wochen vor einer RIT bzw. RID wird eine jodarme Diät (= pro Tag weniger als 50 µg Jod) empfohlen.

siehe dazu weiter:

Nach der Radiojodtherapie können Sie wieder normal essen.

aus: Blauer Ratgeber Schilddrüsenkrebs (Deutsche Krebshilfe) (S.41)

Hier noch ein Überblick, was die einzlenen Leitlinien zur jod-armen Ernährung konkret sagen:
(FAQ: Was ist eine Leitlinie? Was ist eine Richtlinie?)

  • In der britischen Leitlinie (BTA: Leitlinie Schilddüsenkrebs 2014) findet sich sinngemäß auch ein Satz, dass sich man sich mit der jodarmen Ernährung nicht verrückt machen lassen soll, da man früher auch ohne diese Diät, erfolgreich RJTs durchgeführt habe.
    Die Evidenz, dass eine jodarme Diät wirklich für den Patienten von Nutzen ist, ist auch sehr gering. Das einzige was man sicher Nachweisen kann ist, dass bei einer jodarmen Diät mehr radioaktives Jod aufgenommen wird. Aber ob dies letztlich für den Patienten relevant ist, ist eine offene Frage.

    Die wichtigste Botschaft bei der jodarmen Diät vor einer RJT ist:

      nicht verrückt machen lassen

  • Europäische Leitlinie von 2006 (Übersetzung)

    Im Abschnitt Vorbereitung und Durchführung der Ablation wird eine jodarme Diät
    3 Wochen vor der RJT empfohlen. Die Kontrolle des Jods im Urins wir bei der Aufnahme zur RJT/RJD empfohlen, entweder als Routineuntersuchung oder in Zweifelsfällen. Wenn eine Jod-Kontamination bestand, z.B. durch Kontrastmittel, wird empfohlen eine RJT um 2 bis 3 Monate zu verschieben.

    Im englischen Original-Artikel (PDF), S.792:

    low-iodine diet should be advised for a period of 3 weeks before 131I administration; iodine excess should be excluded. In case of doubt, or preferably as a routine procedure, urinary iodine excretion should be measured (53). In the event of iodine contamination (e.g. contrast media), radioiodine administration should be postponed for 2–3 months.

    Verwiesen wird auf die Studie (53):
    Fatourechi V, et.al.:
    Are posttherapy radioiodine scans informative and do they influence subsequent therapy of patients with differentiated thyroid cancer?
    Thyroid 2000, 10, 573–577.

  • Amerikanische Leitlinie von 2015 (Übersetzung)

    machen zu dieser Problematik eine schwache Empfehlung (Weak recommendation), die Studienlage wird als von niedriger Qualität eingestuft bezüglich des Nutzens für die Patienten. Es wir eine jod-arme Diät für 1-2 Wochen vor der RIT empfohlen , insbesondere bei Patienten die eine hohe Jod Ausscheidung haben.

    RECOMMENDATION 57
    A low iodine diet (LID) for approximately 1–2 weeks
    should be considered for patients undergoing RAI remnant
    ablation or treatment.
    (Weak recommendation, Low-quality evidence)

    Die Studien auf die diese Empfehlung basiert, empfahlen entweder die Vermeidung einer Jod-Kontamination oder eine jodarme Diät (wenn pro Tag weniger wie =<50µg Jod aufgenommen wurde). Es wird hierzu auch auf das Kochbuch (s.u.) der amerikanischen Selbsthilfeorganisation ( ThyCa: Thyroid Cancer Survivors‘ Association, Inc.) verwiesen.

    In den Ausführungen zur Empfehlung findet sich zu dem der wichtige Hinweis, dass bei älteren Patienten, die mit einer Schilddrüsenunterfunktion, harntreibende Medikamente (Thiaziddiuretika) eine salzarme Diät vemieden werden soll, da dies zu einem niedrigem Natriumspiegel (=Hyponatriämie) im Blut führen führen kann.
    (siehe Übersichtsarbeit zur jodarmen Ernährung bei SD-Krebs von Li, JH et.al. 2015)

  • Östreichische Leitlinie Maligne Tumore der Schilddrüse von Januar 2006 der ACO – ASSO (Österreichische Gesellschaft für Chirurgische Onkologie
    Austrian Society of Surgical Oncology)

    Diese führt lediglich aus:

    Um eine Jodkontamination auszuschließen, sollte die Harnjodidausscheidung <100 µg/gKrea betragen.

    (Kapitel 7.1.2.1, Download 21.08.2008)

  • Verfahrensanweisung der Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin
    (RJT und RJD; Stand vom 11. Juni 2007)

    Im Abschnitt VI. Patientenvorbereitung und Vorsichtsmaßnahmen heißt es

    Keine stark iodhaltigen Medikamente (z.B. iodhaltige Röntgenkontrastmittel, iodhaltige Desinfektionsmittel, Iodid-Medikation, iodhaltige Augentropfen) oder Nahrungsmittel (z.B. auch Multivitamin- und Spurenelement-Kombinationen, Seetang) 4–6 Wochen vor der ablativen RIT/RIT von Metastasen.
    (….)
    Eine iodarme Diät über 2 Wochen vor einer Radioiodgabe wird empfohlen, wenngleich eine Veränderung der Erfolgsrate bei der RIT durch diese diätetische Maßnahme nicht bewiesen ist.[Hervorhebung Harald]

    (Verweis auf die Studien: Gotthardt, M. et.al.:Decrease of 99mTc-uptake in autonomous thyroid tissue in Germany since the 1970s. 2006; und Meller, B. et al: Reduced radioiodine uptake at increased iodine intake and 131I-induced release of „cold“ iodine stored in the thyroid. 2005)

    Und im Abschnitt VII. Notwendige Informationen gibt es die Ausführung:

    Vermeidung einer Exposition mit iodhaltigem Röntgenkontrastmittel oder mit iodhaltigen Medikamenten sowie Vermeidung einer iodreichen Ernährung.

    Es wird also weniger von einer jodarmen Ernährung gesprochen, sondern betont, dass man keine jodreiche Ernährung zu sich nehmen soll.

Wie sieht nun also eine jodarme bzw. die Vermeidung einer jodreichen Ernährung aus?

siehe dazu:

weitere Literatur:

Viele Grüße

Harald

UPDATE – Chronologie:


zurück zu:
.

Antwort auf: FAQ: Jodarme Ernährung = Vermeidung jodreicher Ernährung

| Beitrags-ID: 444307

Hallo,

unser Merkblatt sollt bezüglich es Wertes „<50 µg täglich“ überarbeitet werden.

Da die Evidenz sehr gering ist, reicht es „<200 µg täglich“ zu schreiben.

Siehe auch Suche auf pubmed

Viele Grüße,

Harald

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