Hallo,
zu dieser Studie aus der Anderson-Universitätsklinik in Texas gibt es auch eine ausführlichere Pressemitteilung (auf englisch).
Bio News Texas (29.4.2014).
Die Ergebnisse der Studie sind jedoch sehr schwer zu interpretieren, und ich habe mich am original Artikel der Studie gehalten, und hoffe ich gebe ihn korrekt wieder:
Es handelt sich um eine retrospektive Auswertung von Schilddrüsenkrebspatienten, an der Anderson-Universitätsklinik.
Es wurden zwei Gruppen von Patienten gebildet:
- 1. Gruppe: 51 Patienten mit einer Standarddosis von 800mg pro Tag
- 2. Gruppe: 24 Patienten mit einer geringen Dosis pro Tag (bis auf einen Patienten alle 400 mg pro Tag; ein Patient 200 mg pro Tag.
Warum die Patienten in Gruppe 2 eine geringere Dosis bekamen ist nicht bekannt.
Die beiden Gruppen zeigten jedoch eine ähnliche Charakteristik bzgl. des fortgeschrittenen Schilddrüsenkarzinoms. Die Forscher vermuten jedoch, dass der allgemein Zustand der Patienten in Gruppe 2 schlechter war, und sie daher eine geringere Dosis bekamen.
Zum einen zeigte sich entgegen den Erwartungen, dass in der Gruppe mit der geringeren Dosis es zu gleich hohen Raten von Unterbrechungen, Abbrüchen und weiterer Verringerung der Dosis kam wie bei der Standarddosis.
In Gruppe 1 war das Gesamtüberleben bei 56 Monaten, während es in der Gruppe 2 nur bei 30 Monaten lag. Diese Unterschied war jedoch nicht signifikant, aufgrund der geringen Zahl. Dieser Unterschied kann daher auch zufällig sein.
Zu dem vermuten die Forscher, dass die Patienten in Gruppe zwei vermutlich einen schlechteren Allgemeinzustand hatten, und daher mit einer geringeren Dosis begonnen wurde.
Dennoch kommen die Forscher zum Schluss, dass Sorafenib vermutlich in geringerer Dosis gleich effektiv ist, da die Zeit bis zum Abbruch der Behandlung (Time to failure =TTF) in beiden Gruppen gleich ist.
Als offene Frage wird diskutiert, warum Schilddrüsenkrebspatieten Sorafenib weniger gut vertragen (Dosis-Reduktion, Unterbrechungen und Abbruch) als Patienten mit dem Nierenzellkarzinom und Leberzellkarzinom. Der prozentuale Anteil der Schilddrüsenkrebspatienten ist um einiges höher als bei Patienten mit dem Nierenzellkarzinom und Leberzellkarzinom.
Diskutiert wird, ob dies wo möglich mit der längeren Zeit, in der Sorafenib genommen wird, zusammen hängt. Schilddrüsenkrebspatienten nehmen Sorafenib im Durchschnitt (!) 46 Wochen, während Patienten mit dem Nierenzellkarzinom und Leberzellkarzinom Sorafenib nur 23 bzw. 21 Wochen nehmen.
Eine weitere Möglichkeit für die unterschiedliche Verträglichkeit könnte sein, die postoperative Schilddrüsenunterfunktion (=“Ohne Schilddrüse leben“), vorangehende RJTs und Komorbitäten wie Hypoparathyreoidismus.
Die Forscher kommen zum Schluss, dass wenn Patienten außerhalb von Studien behandelt werden, und der allgemein Zustand sehr schlecht ist (mehrere andere Krankheiten), die Behandlung mit einer geringeren Dosis eine Möglichkeit ist, da zu vermuten ist, dass dadurch die Effektivität nicht verringert sei, allerdings sei die Rate der Verträglichkeit gleich gut bzw. schlecht wie bei einer höheren Dosis.
Letztlich Gewissheit über die verschiedenen Vermutungen werde man jedoch nur über eine verblindete kontrollierte Studie bekommen, in der unterschiedliche Dosen mit einander verglichen werden.
Viele Grüße
Harald